Prolos in den 80ern und heute

Ob der wilde Süden oder der kühle Norden, hier trifft man sich zwischen den großen Treffen
Lutz
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[video=youtube;-YnR4QfNW8E]http://www.youtube.com/watch?v=-YnR4QfNW8E[/video]

Special Greetings to One-Post-Wonder "DJ Partyfreak"

Wobei es hier wohl eher in die Richtung 0815-Spakko geht :zahn:


Lutz
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Pepper-Horst
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Also... hat jemand von euch "Deutschboden" gelesen? Ich hatte davon gehört und es immer wieder aufgeschoben. Nun half mir mein Bruder aus und schenkte es mir zu Weihnachten. Kurzfassung: Moritz von Uslar, bekannter Journalist, international aufgewachsen und Sprössling betuchter Eltern. Von Uslar - Edel-Berliner - beschließt sich eine Stadt im Brandenburgischen zu suchen, in der er drei Monate seines Lebens verbringen und dabei auch "Prolls" kennelernen will. Zehdenick erhält den Zuschlag. Ich musste gleich an den Thread hier denken.

Von Uslar ist Westdeutscher und aus der "Kulturbranche", meine ich und Jörg Fauser hätte mir da wohl beigepflichtet, diese Perspektive darf man nicht vergessen. Nun, ich bin auch "Westdeutscher", noch dazu wirklich direkt an der Grenze aufgewachsen und habe sowohl den Strukturwechsel als auch kulturelle Differenzen hautnah miterlebt. Von daher denke ich, dass es nochmal einen Unterschied zwischen west- und ostdeutschem Prollo gibt. Und ich bin auch der Meinung, dass die entsprechende Proll-Codierung im Osten geballter auftritt.

Also, von Uslar bereist Zehdenick in der Hoffnung muskelbepackte Prolls zu finden, die "Fäden aus ihren Zahnlücken" zu Boden fallen lassen. Und findet diese natürlich. Insgesamt fällt seine Lektüre durch scharfen Beobachtungssinn auf. Er gibt den Prolls absolut fantastische Namen, wie "Killer-Proll", "Proll-Fighter" oder "Brutalinski-Super-Proll-Fighter". Tätowierungen sind ein Muss, kurz geschorene Haare. Der ostdeutsche Proll kümmert sich zuvorderst um sein Auto (im Buch viele Fords. Insbesondere Fokus RS, bevorzugt in giftgrün).

Und was ich sehr interessant fand: Er meint beobachtet zu haben, dass sich die Metrosexualität - eine Mode der Nuller-Jahre bekanntlich - vor allen Dingen auf "dem Dorf", das heißt in diesem Falle: Kleinstadt, Zehdenick (im Buch als "Oberhavel" codiert), gehalten und mit den Prolls vermischt hat. Von Uslar sagt: Der Proll, selbst wenn muskelbepackt, ist nicht weiter gefährlich, da zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Der Proll heute ist alles: Knallharte Type, der in seiner Freizeit an U-Booten herumschweißt und - Zitat - "Schwuchtel" mit optimaler Bräunung und gemachten Nägeln. Grund für Metrosexualität bei Dorf-Prolls in der Kleinstadt sei das feste Untereinander, das Trends konserviere und untereinander ansporne. Gerade in einer Kleinstadt in Brandenburg, in der die Versorgungs- und Informationslage nun mal nicht mit Berlin vergleichbar wäre.

Dem pflichte ich soweit bei. Ich bin nicht weit von Mecklenburg aufgewachsen und da lief/läuft im Grunde dasselbe ab. Ich will gar nicht verschweigen, dass es in der Ratzeburger Gegend, kurz hinterm Vorhang, nicht sehr viel anders war. Tankstellen-Treff war/ist hier auch en vogue, das Auto für die Jungs zwischen 18 und 21 gaaanz wichtig (wann nimmt denn dieses Auto-Tuning eigentlich mal ab? Ich stand ja schon immer auf Saab und Volvo. Wie konnte es nur so weit kommen?), einen ostdeutschen Proll erkannte man aber - rückwirkend muss ich das jetzt auch sagen - an dem "Maximalen", was sich da an Proll-Codes angehäuft hatte. Ohrringe vergaß ich noch als typisches Proll-Zeichen.

Ich bin am überlegen, ob ich meinen alten Bw-Kameraden Tony nicht mal in Demmin besuchen soll. Vielleicht fahr ich aber auch einfach nur - mit meinem Nissan Sunny, Baujahr '89 - nach Wittenburg zum VW-Scene-Treffen im April. Irgendwas wird mir schon einfallen. Ich muss meine Eindrücke nochmal verstärken.

Das Buch ist übrigens recht empfehlenswert. Es hat keinen tieferen Sinn und das ist wohl auch beabsichtigt. Es ist sehr kurzweilig, flott zu lesen. Um wirklich richtig-richtig-richtig cool zu sein, bedient sich von Uslar stellenweise einer zu coolen Sprache, die er bei dem Thema eigentlich gar nicht nötig gehabt hätte. Am Ende vielleicht ein zu kleiner Radius um zum ganz großen Schlag auszuholen, was man sich anfangs erhofft, aber das was man liest, liest man gerne.
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Lutz
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[QUOTE=Pepper-Horst;293173]Also... hat jemand von euch "Deutschboden" gelesen?

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Das Buch ist übrigens recht empfehlenswert. Es hat keinen tieferen Sinn und das ist wohl auch beabsichtigt. Es ist sehr kurzweilig, flott zu lesen. Um wirklich richtig-richtig-richtig cool zu sein, bedient sich von Uslar stellenweise einer zu coolen Sprache, die er bei dem Thema eigentlich gar nicht nötig gehabt hätte. Am Ende vielleicht ein zu kleiner Radius um zum ganz großen Schlag auszuholen, was man sich anfangs erhofft, aber das was man liest, liest man gerne.[/QUOTE]

Sehr interessanter Tipp!

[IMG]http://ecx.images-amazon.com/images/I/5 ... AA300_.jpg[/IMG]


[QUOTE=Pepper-Horst;293173]Ich bin am überlegen, ob ich meinen alten Bw-Kameraden Tony nicht mal in Demmin besuchen soll. Vielleicht fahr ich aber auch einfach nur - mit meinem Nissan Sunny, Baujahr '89 - nach Wittenburg zum VW-Scene-Treffen im April. Irgendwas wird mir schon einfallen. Ich muss meine Eindrücke nochmal verstärken.
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Wittenburg? Bin ich da nicht mal daamals (TM) mit meinem Golf MK2 liegen geblieben? :zahn: Oder war ich da beim Dragster Rennen?

Nissan Sunny? Oh der Wagen hat ob seiner besonderen Qualitäten bei Top Gear mal ne Spezialbehandlung bekommen *g*

[video=youtube;TAmSgieQ1f8]http://www.youtube.com/watch?v=TAmSgieQ1f8[/video]


Lutz
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Pepper-Horst
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Willst du die komplette Geschichte zum Nissan Sunny hören? :D

Vorab die Frage: Gibts hier eigentlich auch einen Thread "80er-Jahre-Autos" oder so? Ich hab mir vor einem Jahr einen Saab 9000 mit "Vollmotorisierung" und entsprechender Ausstattung zu einem sagenhaften Preis gekauft (weit unter 1000) und nun für das Fünffache verkauft (hatte ganz einfach Glück bei dem Wagen - wurde halt unterschätzt, der gute 9000er, aber ist bei Mittfünfzigern und Geschäftsleuten noch sehr beliebt). In der Zwischenzeit - im Dezember - habe ich wieder so ein Schweden-Schnäppchen aufgetrieben. Einen makellos erhaltenen Saab 900, Bj. '90, in blau, mit ganz normaler Motorisierung, aber außen und innen wie geleckt. 100 € hat mich das Ding gekostet. Warum so günstig? Vorbesitzer hat die Schlüssel verloren. Nach endloser Recherche hab ich einen Händler in Franken gefunden, der mir nun Schlüssel besorgt (Saab ist ja dummerweise pleite gegangen...). Ich hoffe dass das alles klappt und die Technik vom 900er noch gut funktioniert. Aber da das noch in den Sternen steht, brauchte ich einen Übergangswagen. Der sollte billig und exotisch sein.

Also habe ich diesen gnadenlos hässlichen Nissan Sunny aufgetrieben und vor 2 Wochen von nigerianischen Exporthändlern in der Billstraße in Hamburg bei Nacht und Nebel gekauft und vor Afrika bewahrt. Noch gut in Schuss, für 250 €, bis Herbst Tüv, leider knuspert der Rost. Einmal einen Japaner! Für ein halbes Jahr; ein Auto, das keine Eitelkeiten von einem fordert. Wiederverkaufswert gleich (fast) null. Und absolut hässlich und gegen jede bürgerliche Regel. Genau so ein Auto wollt ich haben! Ich hoffe, ich habe in den paar Monaten viel Spaß mit der Kiste!
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@Pepper-Horst

Herrliche Story! :) So einen Thread gibts hier wohl noch nicht - sonst mach doch einfach einen auf ;)

BTW: Dieser Clips hier passt dazu auch prima *g*

[video=youtube;3P2X2BXniAw]http://www.youtube.com/watch?v=3P2X2BXniAw[/video]


Lutz
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[video=youtube;vqllcb0ah-g]http://www.youtube.com/watch?v=vqllcb0ah-g[/video]

Aus der Beschreibung zum Trailer:

-snip-

NEW KIDS, das bedeutet übelstes 90er-Jahre-Styling mit Vokuhila, Goldkettchen und Adiletten, Testosteron im Überschuss, prollige Sprüche, die unter die Gürtellinie gehen und dazu Dosenbier in rauen Mengen! Die fünf Dorfprolls entwickelten sich binnen kürzester Zeit zu einem wahren Phänomen.

(...)

-snap-

90er? Ist da nicht noch ordentlich 80s dabei? Ich meine die liefen daamals (TM) auch schon so rum - siehe auch Nutellas :zahn:
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