Punk und Punker in der DDR?

Fernab vom Chartsgeschehen oder der Großraumdisco gab es noch andere Musik. Ganz andere! Zum Bsp. The Clash, Smiths, Guana Batz, Specials, Gang Of Four ...

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r
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In meinem Forum habe ich eine interessante Anfrage zum Thema Punk und Punker in der DDR
Der Fragekatalog ist sehr umfangreich
http://31367.rapidforum.com/area=023&to ... &reverse=1

Vielleicht gibt es ja hier einige Experten. Die ersten Punk-Bands fallen für mich eher in einen Lebensabschnitt, in dem es bei mir relativ geordnet zuging.
Erst nach meiner Scheidung habe ich da wieder eher Zugang zu Musik des "Untergrundes".

wer kann zu dem Thema was beitragen?
Zuletzt geändert von r am Do Jan 01, 1970 1:00 am, insgesamt 0-mal geändert.
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Franky
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Auf WDR 5 lief vor gut einem Jahr eine Sendung anläßlich des ersten Punkkonzert in der DDR mit Interviews mit den damaligen Bands, die natürlich massig Probleme mit der Stasi hatten.
An Bandnamen fallen mir "Planlos", "Einzelhaft", "Namenlos" und "Wartburgs für Walter" ein.
Zuletzt geändert von Franky am Do Jan 01, 1970 1:00 am, insgesamt 0-mal geändert.
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Muggi
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Für diesen Fall empfehle ich Dir die Webseite des Experten für DDR-Alternativmusik, Lutz Schramm:

http://www.parocktikum.de/
Zuletzt geändert von Muggi am Do Jan 01, 1970 1:00 am, insgesamt 0-mal geändert.
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knochn
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ich kann mich noch dran erinnern - das ich mir damals die haare mit Castellani gefärbt habe - ein mittel gegen fußpilz, jaja...
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schubser
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tja wie im anderen Forum schnell gepostet sollte man versuchen dieses Buch noch irgendwo zu bekommen.
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knochn
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oder "im Westen trägt man Osten"...
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Alyosha
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Aus dem Fragenkatalog:

"Die Punkmusik ist oft als „einfache" bezeichnet. Gibt es ein "gute"
Begriffsbestimmung der Punkmusik?"

Nun - simpel, einfach... das sind Wörter die sehr relativ sind, und sagt auch nichts über die Qualität von Musik aus.
Es stimmt jedenfalls nicht daß die ihre Instrumente nicht beherrschen - das war auch in den 70er Jahren nicht der Fall - es ist ein altes Vorurteil von Außenstehenden bzw. von solchen die einfach übernehmen was andere sagen.

und wenn es in manchen Fällen doch so ist, daß sie nicht so dermaßen gut spielen können dann ist das ja nicht in jedem Fall ein Nachteil.
Denn es kommt erstmal auf die Energie an die ein Lied in sich hat - diese sollte allerdings schon vorhanden sein - allerdings, es hängt oft zu sehr vom persönlichen Empfinden (oder sogar der jeweiligen Stimmung) ab, um ausmachen zu können inwieweit die nötige Energie vorhanden ist oder nicht.

Allerdings gibt es wie gesagt viele Punk-Bands und -Musiker die nicht nur von Energie leben - sie beherrschen ihre Instrumente genauso wie andere Bands anderer Stilrichtungen sie beherrschen.

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"Viele Gruppen spielten nicht, um Geld zu gewinnen. In einer Punkband
zu spielen, ist das zuerst Spaß haben und dann, vielleicht, Geld
gewinnen und bekannt sein?"

Freut mich daß hier mal jemand den SPASS nennt, und nicht "Protest", "Provokation" und ähnliche Klischees, die doch SO gar nicht stimmen.
Wenn viele von den Texten eine Kritik an etwas sind, heißt das nicht daß das auch auf die Musik zutrifft - ich habe es immer so gesehen daß die Musik einfach nur wegen der Musik existiert.

und mit Geld kann man auch sinnvoll was anfangen, z.b. anderen helfen, oder es so verwenden daß die Kontrolle über's eigene musikalische Schaffen so gesichert wie möglich ist
man braucht also keine Schuldgefühle haben wenn man sich bezahlen läßt -
aber man sollte niemals irgendetwas machen was man sonst nicht machen würde, nur damit man Erfolg hat oder mehr Geld reinkommt - das bitte nicht !

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"Was störte die SED bei den Punkbands? Die Musik, die Worte, das
Geheimnis, das Aussehen, die Einflusskraft der Bands?"

hauptsächlich wohl daß man sein Leben selber in die Hand nimmt und sich nicht bevormunden läßt.

(hehe - liest sich gut, wie hier "das Geheimnis" steht..)

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"Hat Rammstein Zugeständnisse im Vergleich zu Punkbewegung gemacht, um den Erfolg zu haben?"

ich glaube eher sie hatten nach so langer Zeit auch mal Lust auf was anderes -
das Wort "Weiterentwicklung" will ich in solchen Zusammenhängen vermeiden, denn dieses Wort ist sehr bewertend und zensurenverteilend - es klingt immer so als ob das, was man vorher gemacht hat, von geringerer Qualität war (oder ähnlich)

Denn für mich war sowas immer im hochgradigen Maße Spießer-Sichtweise, zu sagen daß etwas wie Punk doch nicht für Qualität steht, und man ja zumindest nach einer gewissen Zeit gefälligst was anderes machen sollte.

WENN man seinen Stil ändert (Musik, Mode etc.) dann sollte das nicht auf solchen langweiligen Spießer-Denkmustern gebaut sein, sondern weil man eben Lust auf was anderes hat, wegen der Abwechslung eben. Man kann ja immer mal wieder etwas neues entdecken in diesem Leben.

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"Die Punker besetzten Häuser. Diese Häuser sie waren einen Treffpunkt
von Punkern, ein Ort von Kultur und Konzerte, ein dauerhafter Wohnort,
was Anderes?"

jawohl, TREFFPUNKT. klingt sehr gut - zehnmal besser als das Gelaber von Sozialarbeitern, Bildungsbürgern etc. etc.

da wird reingedeutet daß die Punker "aus Protest gegen die Spießer" dort wohnen - Platitüden dieses Kalibers gehören in unserer Welt eben zum Alltag.
Die Leute die dort wohnen, die werden wohl eine Meinung über Spießer haben, aber die schlichte Tatsache daß man dort wohnt, dort ein Zimmer hat - ist das etwa auch schon "um sich von den Spießern abzugrenzen", oder ähnliches ??

ist es nicht. ich würde sagen es geht dort um: seinen Spaß haben. Was erleben. oder weil es sich so ergeben hat (durch soziale Kontakte z.b. - man kennt jemanden der bereits damit zu tun hat, und dadurch daß man ihn kennt, kommt eben selber auch dazu - so simpel ist das). Und in manchen Fällen vielleicht auch tatsächlich die Wohnungsnot. oder all das zusammen.

das klingt doch soviel besser als all dieses soziologische Geschwätz, um was es bei besetzten Häusern oder Bauwagensiedlungen *angeblich* geht. Diese psychosozial-intellktuellen Zerhacker und Zersetzer (Fachleute, Journalisten...) , die wird es wohl immer geben....

ganz furchtbar ist es, wenn gesagt wird daß die Hausbesetzer und Bauwagenkolonie-Bewohner ja wohl alle Schwierigkeiten mit den Eltern, (oder "Probleme im Leben") haben müssen. Dies trifft NICHT zu,

und auch WENN es bei manchen von ihnen so ist, dann kann man sich doch nicht hinstellen und sagen "sonst würden die nie dort wohnen, sonst würden die mit solchen Dingen ja gar nicht erst in Berührung kommen". Sowas ist ABSOLUT hinterwäldlerisches Denken, und über Rap, Graffiti und Hiphop ist leider ähnlich kuhdörfliches Gerede im Umlauf.

Ich fand es immer hochgradig spießig wenn man denkt die Kultur von jüngeren Leuten, und was jüngere Leute so alles machen im Leben, das ist doch wohl irgendwie "problembeladen", und sonst würde es ja gar nicht erst existieren. Verspießert bis ins Mark.
und auch WENN einzelne von ihnen Probleme haben (übrigens GENAUSO wie die Spießer, die so denken, ihre Probleme im Leben haben) kann man doch nicht davon ausgehen daß sie mit denselben Dingen, die sie so machen und die ihnen gefallen, ja sonst gar nicht erst was zu tun hätten. Wie kann man nur so am Rad drehen....

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"Es gab weniger Punkerinnen als Punker. Warum?"

Das ist jetzt keine Antwort auf diese Frage -
aber um mal ganz eine persönliche Aussage zu treffen - ich finde der reine Punk-Style steht Männern besser als vielen Frauen (natürlich gibt es viele Ausnahmen, so wie Nina Hagen, Siouxsie...) ,

oder besser gesagt:
ich finde daß 100% Punk-Stil bei vielen Frauen auch sehr gut aussehen kann, aber eher dann, wenn es nicht im genau demselben Stil wie bei den Männern ist - wenn sie quasi genauso gestylt sind wie männliche Punker, gefällt es mir nicht in jedem Fall so gut

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"Punk sein, bedeutet es überhaupt nicht arbeiten? Oder ein Mindestmaß
an Arbeit haben, um zu überleben? Nicht gestresst zu werden?"

mannohmann - ist doch bei jedem anders

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"Spione gab es überall in der DDR, die in Staats Sold standen. So unter
den Punkern und den Punkbands? Jedem zu misstrauen, sich zu
verstecken, war dieser eine Stressquelle oder eine Herausforderung
gegen den Staat?"

also für mich wäre es nur überflüssiger Stress

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"Hatten die Punker genaue politische Forderungen? Worin waren diese
Forderungen von denen der anderen Bürger verschieden?"


ein gemeinsamer Nenner von allen von ihnen wird wohl sein, daß sie die Dikatur und Zensur ablehnten.
vielleicht dachten manche von ihnen gleichzeitig daß der Kommunismus/die DDR noch zu retten wäre

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"In England lehnten die Punker den Kapitalismus ab, in der DDR, die
Diktatur des Kommunismus. Punker sein, ist es auf allen Fällen, das
politische System in dem man lebt, abzulehnen?"


na wenn man schon so bewußt lebt, dann geht das ja wohl kaum anders, denn das politische System ist doch nirgends wirklich gut.

Davon sollte man aber nicht ableiten daß ja genau deswegen Punk existiert; es handelt sich dabei um eine einzige Facette, sonst nichts.

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"Wenn man die gleichen Ideen wie ein Punker hat, aber dass man das
Aussehen (Iro, usw.) nicht hat, ist man ein Punker?"


Nun, ich finde Punk ist in erster Linie sowieso nur die Mode und der Musikstil -

was alles andere angeht, da ist es doch egal wie man es bezeichnet - ob man gewisse Vorstellungen und Ideen als "Punk" bezeichnet oder nicht, das ist doch egal. nötig ist es eher nicht, weil dadurch sowieso nur Klischees und ähnliches entstehen.

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"Ist die Punkmode unerlässlich, um in der Gruppe akzeptiert zu werden?"


nunja, sollte nicht so sein. manche sind tolerant, andere weniger. aber ich glaube die meisten sind schon tolerant.

Aber es geht ja gar nicht ums Akzeptiert-werden von der Gruppe. Wenn's bei bestimmten Punkern in dieser Hinsicht relativ intolerant zugeht, dann kann man sich ja andere suchen wo dies nicht der Fall ist.

Vielleicht hat es in manchen Fällen auch gar nicht so viel mit "Intoleranz" zu tun, sondern damit die Chemie eben nicht so wirklich stimmt.

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"Muss man um Punker zu sein, unbedingt provokativ sein?"


Definitiv nicht, nein.

und viele Dinge werden ja, nicht nur bei Punkern, als Provokation aufgefasst obwohl sie gar nicht das sind. Die Leute sind doch nur sie selber und machen was ihnen Spaß macht. Sie haben dabei nicht "Provozieren" und "Schockieren" im Hinterkopf.

Dies schließt allerdings nicht die verbale Provokation ein - wenn jemand verbal provoziert (aus dem Moment heraus), das ist schon OK, auch deswegen weil es ja auch seinen Unterhaltungswert hat - ist ja auch lustig.
Aber was mich stört: davon wird meist abgeleitet daß alles andere im Leben dieser Person ebenfalls aus Provokation heraus geschieht. Da wird dann immer davon abgeleitet daß Musikstil, Äußerlichkeiten oder Spaß-Aktionen ebenfalls aus Provokation heraus stattfinden - und genau diese Vorstellung passt mir nicht.

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"Wie gingen die Produkte und Ideen des Westens durch den Eisernen
Vorhang vorbei?"

was für eine intellektuelle Frage - genauso wie man es mit anderen Produkten gemacht hat, die im Osten verboten bzw. nicht gerne gesehen wurden.

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"Wie erkannten die DDR-Bürger die Punker? Und heute in der BRD?"

also ich persönlich finde daß Punk in erster Linie ein Mode- und Musikstil ist. Also ?!
Zuletzt geändert von Alyosha am Do Jan 01, 1970 1:00 am, insgesamt 0-mal geändert.
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knochn
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punk ist eine lebenseinstellung
die mode und musikindustrie hat sich den punk leider unter den nagel gerissen...
Zuletzt geändert von knochn am Do Jan 01, 1970 1:00 am, insgesamt 0-mal geändert.
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charlie
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sehe ich genauso,

wozu punk im osten??? opposition??

es war gecupfert, wie wohl auch im westen, ein trend, eine welle.

die industrie hatte es schnell erkannt und dementsprechend es zur mode gemacht.

was war punk denn wirklich??? eine philosophie, lebenseinstellung oder gar revolution??

am anfang war es dieses bis es kommerziell wurde.

denke mal an die ndw - genau dieselbe masche.
Zuletzt geändert von charlie am Do Jan 01, 1970 1:00 am, insgesamt 0-mal geändert.
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Muggi
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[quote]charlie postete

wozu punk im osten??? opposition??[/quote]Das kannst Du aber annehmen. Nicht zuletzt gab es sogenannte "Punkerkarteien" bei der Stasi.
Zuletzt geändert von Muggi am Do Jan 01, 1970 1:00 am, insgesamt 0-mal geändert.
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