Der New Wave-Look

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Babooshka
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Ich denke, ich weiß, welchen Look sie meint, nämlich wahrscheinlich so einen ähnlichen, wie ich und andere Mädchen ihn damals getragen haben, die keine echten Gruftis waren, sondern eher New Waverinnen. So ein bisschen in Richtung Edelpunk halt. Sehr gerne hatte man dazu schwarze Skihosen aus dem Secondhandladen (ich nicht, aus irgendeinem Grund sahen die immer scheiße an mir aus); ich könnte mir vorstellen, man könnte auch eine derzeit moderne schwarze Röhrenjeans nehmen, einen langen schmalen Nietengürtel besorgen und den dann so an einer Seite locker über den Oberschenkel runterhängen lassen, das trug man damals ja auch gerne. Obenrum einen schwarzen Pullover oder auch was Scharzweißes oder Schwarzrotes. Es geht auch ein langes Hemd, das aber nach Möglichkeit unten abgeschrägt sein sollte (kann man bestimmt auch selber ändern); top sieht's aus, wenn es aus einem seidigen Stoff besteht. Zu so einem Hemd gehört zwingend ein Nietengürtel! Als Schuhe Pikes oder Pike-ähnliche, am liebsten in Stiefelettenform, bisweilen auch Pumps, schwarz und spitz natürlich. Oder Kreppsohlentreter (Creepers). Pikes gibt's bisweilen auf ebay zu kaufen und auch die einschlägigen Gothicläden führen sowas noch. Die Haare schwarz, kurz und igelig hochgegelt oder aber hochtoupiert und mit Unmengen von Haarspray fixiert --> Robert Smith. Eine Klassenkameradin, die diesen Look trug, hatte damals exakt die gleiche Frisur wie dieser Tokio Hotel-Typ sie heute hat. Als Schmuck dann nur einen Ohrring, der aber groß und auffällig. Oder Strassschmuck, den gibt's ja heute auch wieder zu kaufen. Als Make-up schwarz umrandete Augen und dazu knallroten Lippenstift - wenn frau es tragen kann, ansonsten darf's auch ein etwas besser zur Gesichtsfarbe (grundsätzlich nicht zu braun) passender Lippenstif sein - nur rot sollte er sein. Und bitte keinen mit Glimmerpartikeln, das ist Girliekram!

Was damals übrigens noch modern war, das waren Jacketts mit dicken Schulterpolstern, die ganz breite Schultern machten. Sowas sollte es auch noch im Secondhand geben. Die Jacketts waren natürlich oft schwarz, aber nicht nur.

Also Bounty und Teilzeitpunk, dieser Look hatte zwar einige Punk- und Grufti-Anleihen, war davon aber ansonsten weit entfernt. Und natürlich hatte er keinen ideologischen oder philosophischen Hintergrund, in diesem Look steckte in der Regel ein Stinknormalo. Betty Süßfeld, wie sieht's aus, kannst du damit was anfangen? Am besten, du guckst dir auch genau die Plattencover von 80-er Mukke an; gerade die Eurythmics-Annie Lennox war immer gut wavig gestylt damals.
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Sparks
Bounty
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Jo und das war das was dann als 'Pseudo' oder 'Wochendgrufti' bezeichnet wurde. Btw war 'Grufti' bis kurz vor Ende der 80er ein Schimpfwort. Besonders wenn mans von einem sog. Normalo an den Kopf geknallt gekam, der sich seine Meinung gebildet hatte.:kotz:

Ach ja diese Anfrage hier erinnert mich an die alljährlichen Diskussionen noch in der Schule, wenn die 5. Jahreszeit des Rheinlands bevor stand: "Ich geh dieses Jahr als Punk!" :tk:
(Und sich dann Sprühfarbe inne Haare hauen und rumheulen wenn es Aschermittwoch nicht wirklich wieder raus war.:D )

Es war einfach nicht nur eine modische Frage... alles weitere wäre Wiederholung meinerseits und ich verweise auf mein vorhergehendes Posting.
@Teilzeitpunk::top:
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TeilzeitPunk66
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Ja Bounty , an die "Pseudo" und " Wochenendgruftis" kann ich mich auch erinnern, die kamen da in unserem Punkschuppen an, und dann verbrachten die den halben Abend erstmal aufm klo um sich zu Stylen, und Klamottentipps auszutauschen, anschliessend mischten die sich unter die Punks
und frühen Gothics als "Splitterkultur" ,gaben dann ihre Musikwünsche dem Dj Preis, und ich glaub das war so langsam der Anfang vom Ende der eigendlichen
Szene dort, alles wurde immer mehr wischiwaschi , und manchmal sahen da welche aus wie Madonna zu ihrer "Holiday" Zeit,behangen mit Kreuzen,Mercedessternen,feinen Nietengürtelchen und immer "Edel" im Look.
irgendwann Ende 1985 hab ich dann für mich begriffen wenn du weiterhin dabei bleibst ,wirst du teil einer Modeshow,es stimmte nicht mehr und "Punk"
war für mich endgültig gestorben, die Elemente sind auch heute noch überall zu finden, aber Tatsache ist doch,auch wenn viele behaupten es sei nicht so das
die Bewegung Tot ist,das ändert aber nichts daran das da im hinterstübchen deiner Seele noch Reste schlummern...
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Babooshka
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Mit "Pseudo", bin ich nicht so ganz einverstanden, mit "Wochenendgrufti" gar nicht. "Pseudo" wäre gewollt und nicht gekonnt, also ein Möchtegern-Grufti (oder wie man damals nicht-herabsetztend dazu sagte), der das aber nicht wirklich hinbekommt. Die, die sich lediglich ein paar Anleihen aus Punk und Wave holten, wollten gar keine Gruftis sein, sie nahmen nur das für sich, was ihnen gefiel. Und ein Wochenendgrufti ist für mich einer, der die ganze Woche als Normalo rumläuft und sich am Wochenende zum Weggehen in die Gruftikluft schmeißt. Das waren die New Waver auch nicht. Ich glaube nicht, dass Betty ihre Anfrage wie die Suche nach einer Faschingsverkleidung sieht. Es sollte nichts dagegen sprechen, sich aus dem einen oder anderen Stil das rauszusuchen, was einem gefällt, ohne gleich ein Hundertprozentiger zu sein. Wie gesagt, ich machte das früher auch und ich hatte eine Zeitlang eine waschechte Robert Smith-Frisur. Aber ich glaube nicht, dass irgendein Grufti die Nase über mich gerümpft und mich Pseudo genannt hätte, denn dazu war ich nun doch zu weit vom Gruftilook entfernt, als dass jemand hätte glauben können, ich hätte mich nur ein bisschen verkleidet :)
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Sparks
TeilzeitPunk66
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Babooshka, die beiden Bezeichnungen waren eben in aller Munde ,so wollte ich es nur wiedergeben,ich hörte es hier und dort ständig,und dachte mir mein teil dabei.
Und zu Betty schrieb ich ja schon sie solle das tragen was sie mag,und wie es ihr
gefällt.
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Bounty
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Wir reden aneinander vorbei. Du redest von 'nur' Mode, ich/wir(beziehe Teilzeitpunk da mit ein) reden von was andrem.
Klar hat sich die 'Mode' der Elemente des Punk/Grufts/Waves bedient - und gerade das hat einen angekotzt.
Und für mich ist da kein Unterschied, ob man nur mal am WE einen auf schwarz gemacht hat und sich in der Woche lieber ins Rüschenblüßchen warf, weil man sich sonst nicht aussm Haus getraut hat oder sich mal für 2-3 Wochen 'verkleidet' weils grad 'in' ist....

Auf Punk bezogen war ja auch ein Schlagwort dazu das sich 'Mode' dort bedient: Ausverkauf.

Und wer weiss, vlt wurdest du doch als 'Pseudo' betitelt...und weisst es nur nicht?
Ohne das jetzt böse zu meinen, aber nachdem was du hier schon alles im Modeboard gesagt hast, wie du schon alles rumgelaufen bist...da kommt ein Bild von Fähnchen wechsel dich. Sprich von dem, was ich oben schon mal schrieb mit dem Kleiderschrank.

Punk ist ein (z.T. sogar politscher) Lebensstil und kein Modetrend gewesen. Leider muss man gewesen schreiben. Es hat sich halt viel geändert.
Manch einer, der nicht so aussieht ist mehr Punk als das was sich selber so nennt.
Und Edelpunk....reines Modeding.

*my 2 cents*
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Babooshka
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Da stimme ich ja auch voll mit euch überein: Punk & Grufti = Lebenseinstellung, Anleihen davon = Modeding. Ich verstehe bloß nicht, was daran so verwerflich gewesen sein soll, wenn der Normalo, der halt das eine oder andere Element daraus gut fand, das in seinen Stil eingebaut hat. Es gab Ende der 70-er eine Zeit, da gab es sogar Rasierklingen aus Gold als Kettenanhänger und Ohrringe!

Was mich und meinen damaligen Look angeht, ich war zuerst alternativ und dann eben wie oben geschrieben, wavig angehaucht - manchmal vielleicht mehr (und da hab ich dann vielleicht wirklich als Pseudo gegolten), manchmal weniger. Was ist daran bitte Fähnchen wechsel dich? Ich habe meinen Look nicht wöchentlich gewechselt und ich habe mich am Wochenende auch nicht verkleidet. Da kenne ich Leute, die noch viel flatterhaftere Fähnchen waren :) Dabei darf man auch nicht vergessen, wir waren damals alle jung, testeten aus, checkten ab, probierten rum. Du bist bereits in jungen Jahren in der Gruftiszene gelandet und stelltest fest: Jawoll, genau dein Ding da bleibste. Und das hast du bis heute beibehalten. Gut! Aber manche andere Leute haben eben Phasen durchgemacht. Sind sie deswegen schlechter?

Und Teilzeitpunk, ein bisschen schmunzeln musste ich schon über die Madonna-Verschnitte im Punkschuppen :) Ich kann es dir nicht verdenken, dass du die sehr deplatziert dort fandest und frage mich genau wie du, was die da wohl wollten :)
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Johnston
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Sorry Leutz, aber eure Diskussion darum, wer denn nun "gother als goth" und "echter" Grufti oder nur "Pseudo" war, erinnert mich stark an die heutigen Forenbeiträge der Teenager, die sich Marilyn Manson-Poster ins Zimmer hängen, beim Netto-Supermarkt ein Grablicht kaufen und dann als "schwererziehbar" bei der Super-Nanny auf RTL auftauchen :-D

Fakt ist, das man in den 80ern jede Menge Gründe hatte, sich schwarze Klamotten anzuziehen und mutlos zu sein: Tschernobyl-Katastrophe, Waldsterben, Saurer Regen, Modern Talking, besoffene Skinheads, AIDS, SMOG, einen Bundeskanzler der CDU, Ost-West-Konflikt und kalter Krieg und und und.

Ob jemand nun aus modischen Gründen schwarze Klamotten trug oder aus einer politischen oder gar satanistischen Ideologie heraus spielt doch keine Rolle? Es gab tausend gute Gründe, Waver (ich bevorzuge diesen Ausdruck, Grufti war in den 80ern ein Schimpfwort und Gothic ist ein Label, daß die Allgemeinheit brauchte, um uns in eine Schublade zu stecken) zu sein - Ursache bei mir war, das ich sowieso anders als der Rest war und deshalb keinen Grund hatte, mit den Wölfen zu heulen und die Tatsache, das ab Mitte der 80er ein unglaublicher Konsumrausch startete, der seinen vorläufigen Höhepunkt in Polo-Shirts von Lacoste und unglaublich teuren Basketballstiefeln z.B. von Adidas und NIKE fand. Da ich diesen sinnlosen Konsumterror nicht mitmachen wollte, war's halt einfach praktischer, schwarze Klamotten vom Flohmarkt zu tragen, sich die Haare ins Gesicht zu toupieren und die so gesparte Kohle in Tonträger von Bands zu investieren, die keiner kannte und kennen wollte. :-D

Leichter waren die 80er weiß Gott nicht, wenn man sich auf diese Weise aus der Menge ausklinkte. Ich erinnere mich gut an reichlich Prügel von wiederauferstandenen Neo-Nazis und verächtlich schauenden Mitschülern, blankem Mißtrauen und unverhohlenem Haß von Passanten auf den Straßen. Andererseits denke ich an tragfähige Freundschaften mit Gleichdenkenden und die prima Lehrzeit als Waver, die mich effektiv auf ein späteres Leben als Minderheit vorbereitet hat.

Spielt es also eine Rolle, wer im Madonna-Outfit durch die Gegend hüpfte, wer Grufti war, wer nicht? Irgendwie hat in den 80ern jeder versucht, irgendwo hin zu gehören. Und mal ehrlich - gäbe es heute Jugendkulturen, die sich wie im vorigen Jahrhundert aus Musik und Kultur entwickelt hätten und von den Kids entwickelt wurden, bräuchten wir heute wahrscheinlich weniger Jugendhilfe-Zentren und Super-Nannys, die den zu Tode gelangweilten Kids einen Lebensinhalt verschaffen...oder zumindest so tun, als ob sie das könnten...

Für mich waren die 80er nicht gut und nicht schlecht. Sie hatten ihre Vorteile und natürlich auch große Nachteile. Wie jedes Jahrzehnt, jedes Jahrhundert.
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Babooshka
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Danke Johnston für deine tolerante Einstellung. Hat es dich damals also nicht gestört, wenn Stinos das eine oder andere Waver-Element für sich übernommen haben?
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[quote=Betty Süßfeld;227635]Ich meinte eigentlich ehr so etwas was man auch im Alltag tragen kann.
OMD, Depeche Mode und Soft Cell waren ja auch fast nie ausgeflippt gekleidet.
Ich stelle mir da so im etwa schwarze Hose, schwarzer Pullover, schwarze Haare und viel Kajal vor. Ein bisschen gruftie-mässig, aber nicht auffällig.[/quote]

Depeche Mode und Soft Cell waren nicht ausgeflippt gekleidet? Ich erinnere mich daran, daß Martin Gore von DeMo durchaus mal in Lederrock und Spitzenbustier zu sehen war, von Kajal, abrasierten Schläfen und am Gürtel baumelnden Stahlhandschellen mal zu schweigen.

Marc Almond von Soft Cell bekam im britischen TV zeitweise Auftritts- und Sendeverbot, weil man befürchtete das sein Outfit (stark geschminkt, Lederjacke über nackter Brust) jugendgefährdend sein könnte... :newwer:
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