Vielfältigkeit bei Rechnern

Videorecorder, Commodore 64, Amiga, Plattenspieler, Mofa, Moped, Auto ...

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Chris P.
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Dann mache ich doch mal in alter Frische im üblichen Stil weiter ;-):

was mir jetzt beim Lesen älterer Zeitschriften wie dem "Computer-Flohmarkt" und dessen Diskussionsforen (kennt jemand?) wieder aufgefallen ist: bis etwa Mitte der 90er haben erstaunlich viele Leute gesagt, daß sie ihren "klassischen" Rechnern und Systemen weiterhin treu bleiben, seien es nun Acorn, Amiga und Atari oder auch PC-Betriebssysteme wie OS/2, DOS und WfW. Das "gegen den Strom schwimmen" war irgendwie doch noch verbreitet, inklusive amüsanter Spielereien wie (kreativ fruchtbaren?) Rivalitäten zwischen Anhängern bestimmter Rechner und Betriebssysteme.

Mittlerweile lautet die Antwort auf die Frage nach privaten Rechnern aber in der Regel doch Highend-PC und die Antwort auf Betriebssysteme "XP und/oder Vista. Was denn sonst???" (mit einem sehr kleinen Prozentsatz Apple und Linux).

Wann ist eurer Meinung nach die Vielfältigkeit bei Rechnern und Betriebssystemen zusammengebrochen? Seit wann gilt schon ein buntes Hintergrundbild in XP als Individualität? Wann habt ihr persönlich gemerkt, daß kein Weg mehr um den allgemein akzeptierten Standard in Sachen Hard- und Software herumführt?

Chris
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okinawa
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Ich denke spätestens um 2000 rum war Schicht, alles wurde immer mehr gleichgestrickt, alle möglichen Programme gibts primär für die neusten Microsoft Betriebssysteme + es hat sich wie so vieles einfach vereinheitlicht - nimm das TV, die Musikbranche etc + vor allem die Medien ansich, die nur noch versuchen, jedem den gleichen Einheitsbrei zu verticken; lieber n halberfolgreicher Abklatsch als eine Innovation mit Steinen im Weg + alt ist generell erstmal schlecht + eben dated, out of fashion oder welcher hipness-Begriff den gerade gewählt wird... Cool ist, wer mit dem Mainstream geht - wie in so vielen Bereichen.
Dazu kommt gerade im Rechnerbereich auch der mangelnde Support bei vielen wichtigen Programmen (sprich: keine Updates etc), leider. Und viele sind einfach mit so vielen Dingen beschäftigt (oder muss ich busy sagen), dass das alles zur Nebensache wird: die Bequemlichkeit hat sich eben durchgesetzt.

Die Frage ist auch, was will Mensch mit einem Rechner machen + wenn man sich mal anschaut, wie einige eigentliche alle 2-3 Jahre ihre Kisten komplett entsorgen (das das neueste Adventure es mit der alten Konfig nicht mehr packt) und wenn dann Omi oder Opi meint: hey 4GB RAM brauchts aber zum Wetterkarte im Netz anschauen, dann läuft etwas generell daneben + die Industrie lacht sich natürlich ins Fäustchen, wieder Dumme gefunden, denen wir überteuren Schickschnack anbieten, den sie eh nicht brauchen. [mitgelauschtes Gespräch in einer Computerabteilung zwecks eines derzeit angebotenen Komplettrechners Preis ca 700,- EUR : meinen sie, dass der Rechner für uns reicht oder sollte man zur größeren variante greifen -> wir wollen ein bißchen im Netz surfen + mal n Brief schreiben...]
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Talking back to nothing
And nothing answers me
So stay forever in my dreams
And keep me alive...

(KIETHEVEZ 'Erina')
ICHBINZACHI
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Angefangen mit so nem grossen Kasten und Dos Befehlen mit winziger Speicherkapazität und Freude darüber wenigstens die damalige DOS-Version von Works als Diskette zu besitzen, um damit Mini-Datenbanken anlegen zu können. Aber grafisch armutlich anmutende Minispiele ... achja ... irgendsone CD mit Midi-Dateien konnte man sogar damit anhören. Und eine WAV Datei war ja gar nicht möglich *lol* > Der Speicher war dann voll ;)

Der nächste Rechner war irgendwann einfach drann, weil mit dem "Kasten" ging ja nix zur damaligen Zeit. Aber dieser dann noch gerade zeitgemässe Rechner, der dann immerhin schonmal "Moorhuhn" ballern zuliess und über ISDN auch ans Internet anschliessbar war, hatte mit seinem 10tel Gigaherz Prozessor und sage und schreibe 40 Gigabyte ausgedient, als ich feststellen musste, daß trotz DSL Leitung eigentlich alles beim alten blieb mit der Geschwindigkeit ...

Dann kam für 7 Jahre mein Prunkstück für damalige Verhältnisse. 1,4 GHZ, Terratec , am Ende aufgemotzt mit 2 x 200 GB Festplatten und auch die wegen Supportbeendigung für Win98 zwangsweise Umstellung auf WinXP gut überstanden. Tja ... es lief immer weniger an neuen Sachen, ob Updates oder Programme ... Mainboard nach der Zeit doch stark angegriffen und Rechner wegen immerwiederkehrender schneller Überhitzung zur Müllhalde gebracht ... Instandsetzung oder nochmalige Runderneuerung hätten sich einfach nicht gelohnt.

Und jetzt ... naja ein Standrechner älteren Datums mit knapp 2 Ghz, aber ohne Besonderheiten steht den Kindern für Internet zur Verfügung (*lol* oder mir als zweiten Zugang ... lässt sich schön in Datenbanken forschen und im Laptop dann in Listen eintragen)

Aber zufrieden mit dem Laptop (acer 2,26 GHZ 500 GB 4 GB DDR3 1GB Geforce BlueRay und so ...) bin ich eigentlich nicht wirklich ... Vista ist auch kein Allheilmittel und das Laufwerk mag einfach keine alten CD's einlesen (Ariola Express, Polydor) und die Treiberladerei für HP, Kodak und so war doch etwas nervig.

Wenn denn irgendwann mal wieder etwas Geld locker ist, ist aufrüsten angsagt ... aber zusammenbauen lassen ist immo wirklich zu teuer und ...

nur eins ist Gewiss ... es ist bestimmt nicht die letzte Rechnergeneration, nur beim nächsten Mal wirds ne Höllenmaschine nach meinen Vorstellungen.
Wenn man merkt das alles doch nur halbe Sachen sind, ärgert man sich doch nur drüber ;)
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Lutz
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[quote=Chris P.;264413]Dann mache ich doch mal in alter Frische im üblichen Stil weiter ;-):

was mir jetzt beim Lesen älterer Zeitschriften wie dem "Computer-Flohmarkt" und dessen Diskussionsforen (kennt jemand?) wieder aufgefallen ist: bis etwa Mitte der 90er haben erstaunlich viele Leute gesagt, daß sie ihren "klassischen" Rechnern und Systemen weiterhin treu bleiben, seien es nun Acorn, Amiga und Atari oder auch PC-Betriebssysteme wie OS/2, DOS und WfW. Das "gegen den Strom schwimmen" war irgendwie doch noch verbreitet, inklusive amüsanter Spielereien wie (kreativ fruchtbaren?) Rivalitäten zwischen Anhängern bestimmter Rechner und Betriebssysteme.
[/quote]

*g*

Passend dazu hab ich diesen Leserbrief in der Powerplay 12/1993 gefunden:

-snip-

Die Power-User

Ich habe mich endlich entschlossen, Euch diesen Brief zu schicken,
um einige Mißverständnisse auf dem Gebiet Amiga/PC zu beseitigen!
Rechenleistung: Ein Amiga hat aufgrund seiner Motorola-Technik
eines 68040er-Prozessors von Haus aus eine höhere Taktfrequenz, die
in etwa die doppelte Geschwindigkeit eines 80486 Prozessors des
MS-DOS hat. Das heißt im Klartext: Der neue A4000/40 (25 MHz) hat
die doppelte Rechenleistung wie ein 486er mit 50 MHz. [Ist er denn
viermal so schnell? J Das hätte fairerweise im Vergleichstest
erwähnt werden müssen. Denn sonst liest es sich einfach so: A4000
mit 25 MHz, MS-DOS mit schnelleren 50 MHz. Was wäre wohl nach
Ansicht des Laien die bessere Lösung?
Grafik: Hier habt Ihr in Eurem Test auch nur die niedrigen
Auflösungen genannt. Aber kein Wort von den maximalen 1448x768 bei
256 Farben [!], die ein PC SVGA nur bis zu einer Pixel-breite [?]
von 640x480 auf dem Bildschirm bringt! Für PC-User gibt es zwar
eine True-Color-Karte, die aber vom Preis-Leistungs-Verhältnis
nicht überzeugen kann.
Sound: Alle Amigas nutzen den gleichen Soundchip (Paula), welcher
bei 4 Kanälen in 8-Bit-Stereoqualität (mit Programmierkniffen auf 8
Kanäle aufrüstbar) ohne Kompatibilitätsprobleme sein Dasein
fristet. Auf MS-DOS kommt wohl nur eine 16-Bit-Soundblaster in
Frage, um es mit dem Amigachip aufnehmen zu können. Kostenpunkt
zirka 500 Mark.
Spiele: Was habt Ihr Euch eigentlich gedacht, als Ihr geschrieben
habt: "Amiga 4000-schnell, aber nicht im-mer spielekompatibel)."
Ein Wort dazu: Auf dem Amiga 1200/4000 laufen grundsätzlich alle
Games, man muß nur wissen wie: Indem man sich auf Diskette
Kickstart 1.3 zulegt, die Tricks aus einigen Zeitschriften
ausprobiert oder die Cache abschaltet. Auf meinem 1200 gibt es kein
Spiel mehr, welches ich nicht zum Laufen gebracht habe.
Überhaupt kann man als DOS6.0-User ältere Program-me aus seiner
Sammlung entfernen: ca. 75% der 3.x-Games bringt man unter DOS 6.0
nicht zum starten. (Ich spreche aus Erfahrung mit Freunden) [so
so].
Allerdings wird der Amiga zwar von amerikanischen Firmen nicht mehr
soo unterstützt, aber es finden sich sehr viele englische
Hersteller, die PC-Programme umsetzen und es gibt bereits genug
MS-DOS-ler, die mit Neid auf Desert Strike, Lionheart, Turrican 3
und zukünftige 1200/4000 Programme schauen, wie Body Blows 2, Alien
Breed 2, Silly Putty 2, Mr. Nutz, Jungle Strike, Overdrive oder
Cyberrace.
Sicherheit: Aus meiner Erfahrung heraus, gibt es fast keine
verletzlicheren Maschinen als MS-DOS-PC's. Die Gefahr, daß der
Prozessor durchschmort, ist bei diesen Geräten sehr hoch [deswegen
werden die meisten PC's auch mit einem Feuerlöscher ausgeliefert]
und je höher die Taktfrequenz, desto größer auch das Risiko. Meinen
Amiga habe ich 10mal im Sekundentakt ein- und ausgeschalten,
getreten, hinuntergeschmissen und mit Mineralwasser übergossen, er
lebt noch gesund und fröhlich wie am ersten Tag.
Fazit: Wer einen schnellen, günstigen, zukunftsträchtigen und
sicheren Computer will,kann natürlich zwischen diesen beiden
Systemen wählen und auch andere nicht außer acht lassen, wie Mac,
Archimedes, Atari oder die CD-Systeme, aber ich hoffe, daß einigen
Lesern jetzt klar geworden ist, daß der Amiga nicht ein beiläufiger
Kleinkindcomputer, sondern DAS System der Zukunft ist.

-snap-

[quote=Chris P.;264413]Wann ist eurer Meinung nach die Vielfältigkeit bei Rechnern und Betriebssystemen zusammengebrochen? Seit wann gilt schon ein buntes Hintergrundbild in XP als Individualität? Wann habt ihr persönlich gemerkt, daß kein Weg mehr um den allgemein akzeptierten Standard in Sachen Hard- und Software herumführt?
Chris[/quote]

In dem Moment als ich anno 1991 nach dem Preis einer Turbokarte für meinen Amiga 1000 fragte und gleichzeitig verglich was ein Dos-PC mit VGA und Pipapo kostet, wusste ich das ein neues Zeitalter beginnt (insbesondere bei den vielen hochkarätigen "Dos only Games")

In dem Moment als Windows 95 sich in den 90s als Gamestandard etablierte (etabliert wurde), war die Sache eigentlich gegessen.

BTW: Ich finde dieses Baukastenprinzip bei den PCs übrigens richtig gut - so hab ich mir individuell meinen ultimativen Silent-PC (1) zusammengestellt. Ich empfinde meinen Rechner somit (zumindest hardwaremässig) nicht als einen 0815-Einheits-PC.
Dass ich Windows XP pro benutze liegt schon allein daran, daß ich die genialen Rennsimulationen a la rFactor (F1 1979 + Nordschleifen Mod) und F1 Challenge (F1 1971/75 Mod!), nicht missen möchte (Vista sollte man IMO allerdings überspringen)

Lutz

(1) http://best-of-80s.de/showpost.php?p=25 ... tcount=662
Zuletzt geändert von Lutz am Do Jan 01, 1970 1:00 am, insgesamt 0-mal geändert.
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Dreadnout73
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Moin!

IMHO ist die damalige Vielfalt mit dem Tod des Homecomputers eingetreten, spätetens nach der Insolvenz von Commodore.
Letztgenannte Firma hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt - modulare Aufbauweise und allgemeine Standards bei Schnittstellen.

Durch die immer schneller werdende Technik haben sich die Lebenszyklen von Hardware gen Minimum reduziert!
M$ hat die Marktmechanismen erkannt und Plug and Pray eingeführt (sage ja nur Windows 95), die Erweiterungen von HW und SW wurde meistens M$-kompatibel angeboten - der Mainstream ging zum PC.
Vor allem die Spielewelt unterstütze immer mehr Windows, daher wurde mehr Windows gekauft etc. pp. .

Klar gibt es einige Marktnischen (Macs für Grafiker, Linux für Server-Admins, etc.), aber der Mainstream nutzt die Angebotsvielfalt in Sachen HW und SW für Windows.
Wieso sollte ich mir als Enduser ein System (HW, SW, whatever) kaufen, wo ich keine Vielfalt erwarten kann?

P.S:
Das ist nur meine bescheidene Sicht der Entwicklung, die ich von den späten 80ern bis heute mitbekommen habe.

MfG
Zuletzt geändert von Dreadnout73 am Do Jan 01, 1970 1:00 am, insgesamt 0-mal geändert.
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LastNinja

Commdore hatte schon die Zeichen der Zeit erkannt..

Das Managment hatte nur keine Ahnung und die gesamte Firmenpolitik, sowie das Marketing war für´n *****, .....darüber könnte man Romane schreiben, Filme drehen....
Die standen sich selbst im Weg..

@Lutz
geiler Leserbrief...
kannste den nicht mal einscannen?

Fazit:
ich bin froh, dass ich irgendwie die Zeiten von damals (Heimcomputer) mitgemacht habe....
Dann kamen die ersten PC (286, 386, 486), jeder kostete ein Haufen Geld....viele hielten noch z.B. an den Amiga 2000-4000 fest....
Ich selber sprang auch erst sehr spät auf den PC-Zug.....
mir war der PC einfach zu teuer....(obwohl ich das Geld hatte)....aber ich fand noch keinen Grund mir einen zu kaufen.....
Kollegen laberten auch nur vom ständigen Aufrüsten....und von Geld investieren...

Duke Nukem hatte es fast geschafft, mir einen Grund zu nennen :)
Letztendlich hatte mich das WWW überzeugt und sowas wollte ich....folglich musste 1998 der PC her...
Obwohl ich den bei Freunden/Bekannten/Kollegen schon weitaus früher gesehen habe...
Windows 3.1......boahh....da habe mir lieber das GEOS angeschaut oder Amiga Workbench...

Ich denke auch mit Windows 95 war es dann soweit,....der Drops war gelutscht...
Wenn mir auch die Nachfolger (98, 98nd, ME) gar nicht so gut in Erinnerung geblieben sind...
Die fülle an Bluescreen, Abstürze und unzähligen Neuinstallationen.....
die konnten einem schon die Lust am PC verderben.....aber man blieb am Ball und "lernte" ne Menge.

Individualität:
Tja, damals richtete man sich alles schön ein...
Desktophintergrund, Soundeffekte beim Start/Runterfahren, Icons......
(aber das machte man ja schon beim Amiga, der einem mit dem SAY-Programm begrüßte)
Heute habe ich das gar nicht mehr.....
Das einzige Feature was ich noch habe, ist der Hinweis "Sie haben Post"
:)
Zuletzt geändert von LastNinja am Do Jan 01, 1970 1:00 am, insgesamt 0-mal geändert.
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Chris P.
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[QUOTE=Lutz;264503]*g*

Passend dazu hab ich diesen Leserbrief in der Powerplay 12/1993 gefunden:

-snip-

Fazit: Wer einen schnellen, günstigen, zukunftsträchtigen und
sicheren Computer will,kann natürlich zwischen diesen beiden
Systemen wählen und auch andere nicht außer acht lassen, wie Mac,
Archimedes, Atari oder die CD-Systeme, aber ich hoffe, daß einigen
Lesern jetzt klar geworden ist, daß der Amiga nicht ein beiläufiger
Kleinkindcomputer, sondern DAS System der Zukunft ist.

-snap-

[/QUOTE]

Auch wenn es heute amüsant und over-the-top erscheint: das ist doch irgendwie noch echter Idealismus für ein System, wie er dann spätestens ab der Mitte der 90er doch rapide auf dem absteigenden Ast war.

Bisweilen ging es da natürlich etwas schräg zu, gerade die Hardcorefans am (von mir natürlich hochgeschätzten) C64 wollten auch in den 90ern noch gerne beweisen, daß ihr Rechner besser ist als ein PC bzw. das alle DOSen aus Prinzip doof sind. Ein treuer C64-Fan schrieb etwa zu Zeiten des Pentiumbugs im CF: "Die Firma Pentium ruft ihre PCs zurück. Einen Fehler, der des öfteren auftrat, konnten sie nicht finden". Die PC-Fraktion war natürlich recht amüsiert :-).

Dabei lagen die Stärken des C64 doch in einer ganz anderen Richtung und waren eher ideeller, als technischer Natur. Aber gut, solche Rivalitäten waren wie gesagt auch kreativitätsfördernd, man denke an die Demo-Szene.

Wo ich dem amiga-philen Leserbriefschreiber nicht zustimme, ist sein Satz über "verletzliche PCs". Mein Hauptrechner ist jetzt über 12 Jahre alt und abgesehen von einmal dem Netzteil war nie etwas kaputt. Mein 386er ist natürlich noch deutlich älter und stand für viele Jahre in einem feuchten, ungeheizten Raum. Der läuft wie am ersten Tag, 175-MB-Platte inklusive. Gerade ältere PC-Hardware war (wie die Videorekorder der 80er) IMO doch noch für die "Ewigkeit" gebaut. Heutige Hardware ist da natürlich im Sinne der Zeit kurzlebiger - siehe Kommentar zum Monitor weiter unten - wobei die aber in der Regel doch noch schneller aus Gründen der Veraltung rausfliegt und oft gar keine Zeit zum kaputtgehen hat.

Hier noch ein Text zum Thema, den ich für ein anderes Forum geschrieben habe (ich weiß, zusammenkopieren ist faul ;-)):

--------------

Wo mögen sie nur alle hin sein, die Leute, die Mitte der 90er z.B. im Computer-Flohmarkt eifrig schrieben, dass sie die Aufrüstspirale nicht mitmachen, ihrem WfW oder ihrem OS/2 treu bleiben, mit 16 MB RAM völlig zufrieden seien etc etc. Manche davon halten ihrem alten System vielleicht sogar noch ein klein bißchen die Treue, in dem sie es aus "nostalgischen" Gründen virtuell auf ihren aktuellen Rechnern laufen lassen, andere sind halt komplett zur vermeintlich so großartigen Stabilität und Leistung der aktuellsten Systeme gewechselt (dies in jedem Fall häufig auf Kosten von Übersichtlichkeit und Transparenz des persönlichen Rechners.)

Ein Satz, den ich ja häufiger höre (nicht nur im Bezug auf DOS-Rechner) lautet in etwa "Sowas muß ich mir nicht mehr bieten lassen. Wir haben schließlich 2009..." Und mit dieser Mentalität ist es natürlich schwierig, Interesse oder gar Entwicklung für ältere Sachen noch am Laufen zu halten. Das Problem ist doch auch, dass viele Rechner, auf denen DOS und Windows 3.1x noch "native" laufen und die Hardware wirklich ausnutzen können, mehr und mehr komplett aus der Welt verschwinden. In der Mentalität nachwachsender Computerfans sind diese dann gar nicht mehr als "akzeptable" Rechner vorhanden.

Natürlich kann man ein klassisches OS auch simuliert bzw. virtuell laufen lassen, aber die selbe Bindung daran wie auf einem echten Rechner findet so IMO nicht statt, es bleibt halt schlicht ein nostalgisches Kuriosum für nebenbei. Und wie schon geschrieben: auf einer kommerziellen Retrowelle wie der Amiga, C64 und diverse Nachbauten konnten 286er - 486er auch niemals wirklich mitschwimmen.

Ich merke das immer ein bißchen auch an eBay: das Angebot an älteren x86ern hat dort doch sehr stark nachgelassen und auch die Beschreibungstexte sind bisweilen sehr ärgerlich, werden doch z.B. selbst Oberklasse-486er gerne so dargestellt, als könnte man bestenfalls kurze Briefe damit schreiben oder sie gleich als Türstopper in die Ecke stellen. Die Unkenntnis der Möglichkeiten (und der Stolz auf diese praktizierte Unkenntnis?) unterhalb der Pentium-4-Schwelle ist da oft deutlich erkennbar.

Ich habe es jetzt auch wieder bei einem Hardware-Defekt gesehen: mein 17-Zoll-Röhrenmonitor war defekt, mit Baujahr 2004 natürlich ausgerechnet die mit Abstand neueste Komponente im System. Im Elektrogeschäft sehen sie einen nach dem Wunsch nach Reparatur natürlich erstmal an, als hätte man seine Feuersteinaxt zum Nachschärfen gebracht, und wollen einen von dem frevelhaften Wunsch nach reparierter Röhrentechnik abbringen. Auch der Hinweis darauf, dass ich einen Monitor brauche, der mir alles von 320x200 bis 1024x768 halbwegs gleichbleibend darstellt, bleibt relativ unverstanden. Gut, am Ende habe ich den Monitor dann doch repariert bekommen.

Es ist halt eine Welt geworden, in der es schwer fällt, noch an klassischen PCs und deren Betriebssystemen festhalten zu können. Vermutlich kein Jahrzehnt zuvor hat IMO so "herablassend" und ablehnend auf die technologischen Ziele und Möglichkeiten früherer Jahre geschaut, wie es jetzt das 21. Jahrhundert tut. Und dieses Denken wird an eine ganze Generation weitervermittelt.

Die Organisationslosigkeit der "Oldie-PC-Szene" (allein das Wort mag schon Übertreibung sein) ist natürlich ein echtes Problem. Im Bereich von Rechnern wie Atari oder C64 gibt es etliche Clubs, ständige Treffen, Entwicklungen und mehr. Oldie-PCs vom XT bis zum 486er haben niemals soviel Profil und soviel Bindung zum Gerät entwickelt, da sie immer eher Bündel von austauschbaren Komponenten waren und der Übergang eben fließend erfolgte. Es gibt sicher abertausende von Fan-Webseiten zu Homecomputern, aber wieviele gibt es zu Oldie-PCs? Ich erinnere mich, daß es mal eine englische 386er-Fanpage gab - mit Downloads & Co - aber ob die überhaupt noch existiert?

Diese Form der mangelnden Bindung war ja einer der generellen Vorwürfe, die die idealistischer gesinnte C64/Amiga&Co-Szene den DOSen-Usern in den frühen 90ern gemacht hatte. Wie mir scheint, stellte sich der Vorwurf eben auch als gerechtfertigt heraus, denn ein Großteil der PC-User war eben stets bereit, vorherige Hardware und komplette Geräte schnell zu entsorgen, sobald Neuigkeiten auf dem Markt waren.

Irgendwie fände ich es dennoch gut, wenn sich irgendwann auch mal eine Oldie-PC-Szene entwickeln könnte. Das muß gar nicht unbedingt auf DOS und 3.1x beschränkt sein, sondern generell auf eine gewisse Wertschätzung und ein Interesse an den langen PC-Jahren vor dem Pentium, die nun quasi für viele als Zeit primitiver Vorstufen gilt. Wie wäre es mit T-Shirts der Marke "My Computer is an 80486 - and proud of it" oder Autoaufkleber wie "Mein Betriebssystem ist MS-DOS. P.S. Jepp, ich weiß, daß wir 2009 haben" ;-).

Chris
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[quote=Chris P.;264524]Auch wenn es heute amüsant und over-the-top erscheint: das ist doch irgendwie noch echter Idealismus für ein System, wie er dann spätestens ab der Mitte der 90er doch rapide auf dem absteigenden Ast war.[/quote]

Der Leserbrief erschien auch (oder gerade) anno 1993 amüsant und over-the-top (wie auch die süffisanten Powerplay Kommentare in den eckigen Klammern beweisen) ;)

[quote=Chris P.;264524]Ich habe es jetzt auch wieder bei einem Hardware-Defekt gesehen: mein 17-Zoll-Röhrenmonitor war defekt, mit Baujahr 2004 natürlich ausgerechnet die mit Abstand neueste Komponente im System. Im Elektrogeschäft sehen sie einen nach dem Wunsch nach Reparatur natürlich erstmal an, als hätte man seine Feuersteinaxt zum Nachschärfen gebracht, und wollen einen von dem frevelhaften Wunsch nach reparierter Röhrentechnik abbringen. [/quote]

*g*


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Hier ein Nachschlag aus Powerplay 12/93:

-snip-

Heute habe ich mir einmal die Zeit genommen, Euch zu schreiben. Das scheint mir auch bitter nötig zu sein. Wenn ich nur an den Leserbrief von einem gewissen Tristan Schönmüller aus Eltmann in der POWER PLAY 10/93 denke. Mich ehemaligen Amiga-Fan und heutigen PC-Besitzer bringt diese falsche Vermutung auf die höchste Palme auf unserer guten alten Erde. Behauptet er doch glatt, daß sich der Amiga und andere heute schon zurückgebliebene Computer gegen den PC durchsetzen werden. Da kann ich nur milde lächeln und ihm raten, seine Wahrsagerkugel aus dem Supermarkt auf den Müll zu schmeißen. Auch kann ich nicht verstehen, daß immer wieder so viele Spieler behaupten, daß man auf einem 386'er nicht mehr spielen kann. Ich habe solche Top-Spiele wie Wing Commander II und X-Wing, die sich doch gut spielen lassen. Deshalb kann ich nicht verstehen, wieso alle so laut nach Spielen schreien, die programmtechnisch gesehen für 286‘er gemacht werden sollten. Über die Disskusion der Rüstung, die wohl nie zu Ende gehen wird, will ich auch noch ein paar Worte loswerden. Also ich denke, wenn die Firmen ihre Spiele mit zu hohen Mindestanforderungen verkaufen und diese dann wochenlang die Verkaufscharts anführen, glauben sie die Anforderungen beim nächsten Spiel nochmals hochsetzen zu müssen. Hierzu ist zu sagen, daß der Spieler hier aber auch mitreden kann, indem er Spiele wie z.B. Strike Commander nicht mehr er-wirbt. Das wird aber wohl nie passieren, da ja alle noch immer besseren Spielen mit noch besserer Grafik und Sound schreien, ich mache da keine Ausnahme. So ist es nun mal und jeder, der hardwaremäßig auf dem lau-fenden bleiben will, wird wohl nicht herumkommen, sich alle 24 Uonate einen neuen Computer zu kaufen. Zum Schluß noch ein Lob an Eure Power Tips-Ecke. Sie ist super wie immer, nur warte ich gespannt darauf, wann endlich eine Komplettlösung für Prince of Persia 2 auftaucht. Ansonsten weiter so. Ihr seid echt Spit-zenklasse, Eure Tests der verschiedenen Computer-klassen sind super. Alles Gute für die Zukunft und macht weiter so, ihr seid von den Besten die Besten.

Powerplay:

Ich vertehe Deine Aufregung im Bezug auf den Kampf auf dem Computermarkt. Aber findest Du nicht auch, daß man erst einmal abwarten sollte, was die Zukunft uns bringt. Das Thema Festplattenkapazität könnte sich z.B. durch das CD-ROM von selbst lösen. Denn bis es Spiele mit mehr als 500 MB gibt, wird noch einige Zeit vergehen. Bei Mul-timedia-Spielen sieht es natür-lich etwas anders aus, aber ich möchte hier auf keinen Fall eine neue Diskussion ent-fachen. Der Spielemarkt ist sehr dynamisch und bis ein System wirklich tot ist, müs-sen sehr viele Faktoren zusammenspielen. Glaub mir, wir bleiben auch dynamisch und geben alles, was wir in Erfahrung bringen, an unsere Leser weiter. SV

(...)

Auch ich habe mich von der allgemeinen Euphorie nach megahertzhungrigen 486'er anstecken lassen und habe mir so ein kleines Wunderwerk der Technik unter meinen Schreibtisch gestellt. Um jetzt gleich meinen neuen Drucker auszuprobieren, habe ich mich dazu entschlossen, auf einen Leserbrief zu reagie-ren. Schon als Amiga-User haben die vielen meist unhalt- baren Prognosen einiger Leser der damaligen Happy Computer zum Thema Amiga vs. Atari ST auf mich störend gewirkt, doch die Aussage des Lesers Tristan Schönmüller in der POWER PLA Y 10/93 sprengt alles bisher Dagewesene. Ist er doch der Meinung, daß sich auf Dauer nur Amiga, Mac und Archimedes durchsetzen werden. Diese Feststellung wirkt auf mich unüber- legt. Keiner wird bestreiten, daß der Mac schon seit geraumer Zeit gegenüber dem PG gewaltig an 6oden gewonnen hat Dies-IEegt Jedoch vor allen an der neuen Prelspolitik von Apple, nun auch den privaten Anwendermarkt ins Auge zu fassen und Com- puter, die speziell auf dieses Segment zielen, anzubleten. Die Vorteile des Macs sind klar, alles ist aus einer Hand. Viele Entwickler haben die Möglichkeiten des Macs erkannt und setzen ihre Pro- gramme für ihn um. Der gewaltige Vorteil des PCs, namlich die noch wesentlich höhere Verbreitung und Anzahl an verschiedenen Spielen und Anwendungen lassen den PC eine Menge Boden gutmachen, die exzel- lenten Aufrüstungsmöglichkeiten tun ihr übriges. Doch warum hier Amiga und Archimedes, der PC aber nicht, erwähnt werden, bleibt für mich ein Rätsel. Sicher, der Archimedes ist mit seiner RISC-Technik eine Innovation. Ich will auch nicht bestreiten, daß der Rechner es wert wäre, zu einem Kauf in Erwägung gezogen werden. Doch erstens, wer hat schon einen und zweitens, bekommt man ihn fast nirgends. Zum Thema Amiga kann man im Moment sehr schlecht etwas sagen. Tatsache aber ist, daß das CD-I gefloppt ist und mittlerweile vom Markt genommen wurde. Daß der Amiga 500, 2000 und 600 kaum Marktchancen mehr haben, ist auch nicht erst seit heute bekannt. bleibt abzuwarten, was der Amiga 1200 und der Amiga 4000 mit sich bringen. Vielleicht spricht ja der Falcon noch ein unerwartetes Wörtchen mit und geht nicht den Weg des Atari ST. Bei allen diesen Überlegungen sollte man nicht außer Acht lassen, daß der Personal Computer ursprünglich als reiner Bürocomputer konzipiert wurde. Diesen Markt führt er auch heute noch an. Wenn also jemand nach Büroschluß am Feierabend ein Spielchen wagen will, was bietet sich dann besser an als der PC. In diesem Sinne danke ich Euch für Eure hervorragende Zeitschrift und bleibt so, wie Ihr seid. (Michael, danke für das tolle Statement zum Thema Mario in der Power Play 10/93, Seite 127, Du sprichst mir aus der Seele)

Powerplay:

Das war eine sehr gute Analyse und ich hoffe, daß viele dieses Special lesen. Ich glaube, cheses Thema könnte jetzt wieder für einige Ausgaben ruhen. Auch wenn ich mich wiederholen sollte: Annahmen, Vermutungen und Prognosen sind keine Tatsachen. Der Markt reagiert einzig nach den Gesetzen des Chaos und die Mööglichkeiten sind schließlich unbegrenzt. sv


Hallo Ingo, danke für die moralische Untersfützung in Sachen Mairo: Ich hab schon immer gewußt, das es noeh ein paar Leute gibt, die nicht von der Mariomania angesteckt sind. mh

-snap-

Lutz
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Chris P.
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Dieses ganze Amiga vs PC-Thema mit den nicht eingetroffenen Vorhersagen treuer Fans erinnert mich auch ein bißchen an die Windows vs OS/2-Diskussion - speziell in der ersten Hälfte 1995.

Da waren die treuen OS/2-Anhänger auch der Ansicht, daß wir vielleicht gerade das Ende von MS und Windows sehen und IBM und OS/2 die Zukunft gehört. Und es sah für eine gewisse Zeit auch gar nicht mal schlecht aus: OS/2 Warp 3 war als echtes 32-Bit-System Monate vor Windows 95 auf dem Markt, Vobis lieferte nach Zoff mit MS Rechner mit vorinstalliertem OS/2 aus und die internen Qualitäten von Warp 3 klangen in der Theorie richtig gut (HPFS-Dateisystem, DIVE-Schnittstelle für schnelle Spiele etc.)

Irgendwie kam es aber dann doch wieder ganz anders. Da ist die Schuld aber leider auch klar bei IBM zu suchen, die wohl mit dem Heimanwender-Markt nie recht klarkamen. Dann kam noch der schlechte Anwendungs- und Treibersupport dazu und so manch andere Probleme mit Non-IBM-Hardware. Schade. Am Ende hieß der Sieger wieder klar MS und OS/2 kennt heute fast keiner mehr, obwohl es (wie der Amiga) ein vielversprechendes System war und sicher zu mehr Vielfältigkeit hätte beitragen können.

Ab und zu verwende ich es ja auch, weil ich einigermaßen passende Treiber und Anwendungen dafür habe, siehe diese bonbonbunte Warp-3-WPS vom Pentium-120-Notebook mit 24 MB RAM hier:

http://www.bruchbach.de/warp.htm

Das ist aber mehr Non-MS-Spielerei, für ernsthafte Aufgaben bleibe ich doch bei DOS und WfW.

Chris
Zuletzt geändert von Chris P. am Do Jan 01, 1970 1:00 am, insgesamt 0-mal geändert.
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