Political Correctness - Gestern vs. Heute

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Die Luftgitarre
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[QUOTE=waschbaer;284552]Da kann ich keine Arroganz erkennen. Die beschimpfen niemanden, sondern ganz normale kleine Spießbürger.[/QUOTE]

Der kultivierte Bürger der Mittelschicht lässt sich natürlich nicht dazu herab, jemanden zu bepöbeln. Die Arroganz dieser Schichten äußert sich stattdessen im spöttischen Imitieren der mangenhaften Deutschkenntnisse der Einwanderer, in der mit ironischem Augenrollen ausgesprochenen Formulierung "unsere ausländischen Mitbürger", in Sätzen wie "an unserer Schule gibt es solche Typen ja zu Glück nicht" und darin, dem türkischen Gemüsehändler im eigenen Viertel ganz großzügig zu attestieren, dass "der sich ja gut integriert" habe.
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Die Luftgitarre
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[QUOTE=PostMortem;284553]Antworten die sich selbst? ;)

Bushido: ''Ich bin ein Spießer'' - Werbinich - Welt - Tagesspiegel[/QUOTE]

Logisch, die Glorifizierung der "Straße" ist ja nur eine Trotzreaktion, weil man sich die schönen Häuser und das gemütliche Leben nicht leisten kann. Jeder verbringt den Sonntag lieber beim Grillen im Garten anstatt kopfnickend und grimmig guckend unter einer Autobahnbrücke zu stehen.

Witzig finde, dass neuerdings Toleranz gegenüber Homosexuellen als Gradmesser der Integrationsbereitschaft und Bürgerlichkeit gilt. Noch bis in die 70er Jahre war Homosexualität im christlichen Abendland eine Straftat (§ 175), noch in den 80er Jahren waren im Falle eines "Outings" oft berufliche und familiäre Konsequenzen zu befürchten - und jetzt tut man so, als sei Schwulenfeindlichkeit eine Besonderheit des Islam.
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Torsten
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[QUOTE=Die Luftgitarre;284556] in der mit ironischem Augenrollen ausgesprochenen Formulierung "unsere ausländischen Mitbürger",[/QUOTE]
Ist bei mir allerdings dasselbe Augenrollen wie bei stockärschigem Geschwall à la "Wählerinnen und Wähler" oder "Verbraucherinnen und Verbraucher". Diese verkrampfte Rhetorik in Sachen Gleichberechtigung geht mir jedenfalls mit am meisten auf den Zeiger - als Frau käme ich mir da vor wie ein Behinderter, dem ständig nur Mitleid entgegenschlägt.

Aber wenn man bereits angefeindet wird, weil man es unweiblich und nicht gaaaanz toll emanzipiert findet, wenn Frauen boxen, Fußball spielen oder zur Bundeswehr gehen, ist die Grenze zur Lächerlichkeit für mich eh schon längst überschritten ...
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Die Luftgitarre
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[QUOTE]Ist bei mir allerdings dasselbe Augenrollen wie bei stockärschigem Geschwall à la "Wählerinnen und Wähler" oder "Verbraucherinnen und Verbraucher". [/QUOTE]Ich denke aber, in den meisten Fällen bezieht sich das Augenrollen bzgl. der "ausländischen Mitbürger" nicht auf die Geschwollenheit der Formulierung, sondern auf den Inhalt.

[QUOTE]Aber wenn man bereits angefeindet wird, weil man es unweiblich und nicht gaaaanz toll emanzipiert findet, wenn Frauen boxen, Fußball spielen oder zur Bundeswehr gehen, ist die Grenze zur Lächerlichkeit für mich eh schon längst überschritten ...[/QUOTE]Das Problem ist, dass in der Alltagssprache oft "tolerieren" und "gut finden" verwechselt werden. Der springende Punkt bei der Toleranz ist ja gerade der, dass man jemanden nach einer Fasson selig werden lässt, die eben nicht die eigene ist. :ff Tolerieren heißt einfach nur: etwas erlauben, jemanden nicht rechtlich oder beruflich benachteiligen, nicht zu Pogromen aufrufen - mehr nicht. Z. B. kann keine Frau verlangen, dass ein Mann es nun aesthetisch findet, wenn sie einen bestimmten klassischen Männersport ausübt. (Überhaupt sollte eine emanzipierte Frau sich bei der Ausübung ihrer Hobbies über sowas doch gar keine Gedanken machen.)
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Torsten
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[QUOTE=Die Luftgitarre;284562]Ich denke aber, in den meisten Fällen bezieht sich das Augenrollen bzgl. der "ausländischen Mitbürger" nicht auf die Geschwollenheit der Formulierung, sondern auf den Inhalt.[/QUOTE]
Ob das in der Mehrzahl der Fälle so ist, kann ich nicht beurteilen. Ich weiß aber, dass das Unverständnis für verkrampft gutmenschelnde Rhetorik auch oft mit Ressentiments gegenüber den betroffenen Gruppen verwechselt wird.

So unterstellte mir eine Dame mal, wohl die Arbeit einer Hausfrau nicht zu schätzen, weil ich mich über die von ihr ernsthaft vorgeschlagene Formulierung "Familienmanagerin" lustig machte. Habe ihr dann erklärt, dass ich solche aufgeblasene Imponierrhetorik grundsätzlich peinlich finde - egal, ob "Sales Manager", "Facility Manager" oder "Familienmanagerin".

[QUOTE=Die Luftgitarre;284562]
Der springende Punkt bei der Toleranz ist ja gerade der, dass man jemanden nach einer Fasson selig werden lässt, die eben nicht die eigene ist.[/QUOTE]
Natürlich ist es das, im Sinne von Descartes: "Ich bin zwar anderer Meinung als Sie, aber ich würde mein Leben dafür geben, dass Sie ihre Meinung frei aussprechen dürfen."

Käme nicht auf die Idee, Frauenboxen, - fußball oder -bodybuilding verbieten zu wollen. Dafür erwarte ich von der anderen Seite aber auch Toleranz für meine Ansicht, dass gerade die markanten Unterschiede das ewige Spiel zwischen Mann und Frau so reizvoll machen.
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PostMortem
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[QUOTE=Torsten;284560]Ist bei mir allerdings dasselbe Augenrollen wie bei stockärschigem Geschwall à la "Wählerinnen und Wähler" oder "Verbraucherinnen und Verbraucher". Diese verkrampfte Rhetorik in Sachen Gleichberechtigung geht mir jedenfalls mit am meisten auf den Zeiger - als Frau käme ich mir da vor wie ein Behinderter, dem ständig nur Mitleid entgegenschlägt.[/QUOTE]

Wenns nur so wäre, dass "die Frauen" das so sehen würden :nixweiss: Aber ich erlebe immer wieder, dass man von einer Frau darauf hingewiesen wird, wenn einfach von "Mitarbeitern" oder "Kollegen" gesprochen wird. Anscheinend fühlen einige Frauen sich mittlerweile von solchen allgemeinen Begriffen ausgeschlossen und bestehen stur auf ihr antrainiertes "innen".

Doch keine Frau ist gleichberechtigtER, nur weil es Kolleginnen und Kollegen heisst. Es verschwendet in meinen Augen nur Papier und macht Texte sperriger. Gleichberechtigt ist man, wenn man gleichberechtigt agiert und dafür auch so wahrgenommen und geschätzt wird. Bei einer Einzelhandelskauffrau ist es ja einzusehen, dass es nicht Einzelhandelskaufmann heissen sollte. Aber es täte keinem weh wenn Maler Maler sind, egal ob weiblich oder männlich. Daran kann sich doch keine Gleichberechtigung festmachen.

Brüllend komisch wirds manchmal, wenn dann englische Berufsbezeichnungen mit einem deutschen "innen" versehen werden. Oh man! Männer regen sich umgekehrt auch nicht auf, wenn sie durch die Eigenheiten der deutschen Sprache mal mit einem "sie" oder "die" "verweiblicht" werden und akzeptieren "MUTTER Erde".

Die Krönung erfährt das, wenn sich unter Spiegel-Online-Berichten Frauen aufregen, dass in Berichten über Fukushima nur über 50 AKW-MitarbeitER geschrieben wird, die gegen den GAU kämpfen. Es könne ja schließlich auch eine Frau dabei sein. Sieht man Berichte über die hunderttausenden Tschernobyl-Liquidatoren in Russland, sieht man komischerweise trotzdem immer nur Männer vor der Kamera und immer wieder sind nach ihren Erzählungen hauptsächlich hunderttausende Männer nach ihrem Einsatz an Krebs oder anderen Strahlenerkrankungen gestorben.

Gleichberechtigt sind wir m. E. nicht schon dann wenn alle gleich viel verdienen oder alle Worte "durchgegendert" sind, sondern wenn in solchen Berichten klar wird, dass auch die hässlichsten Dinge auf Erden gleichberechtigt mit allen Konsequenzen durchgestanden werden. Wenn ich dann mit einer Frau zusammen irgendwo im Plastikanzug Strahlenmüll wegschaffen muss, halte ich ihr als Gentleman auch gerne die Tür auf - wenn die noch in ihren Angeln hängen sollte.
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Torsten
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[QUOTE=PostMortem;284564]Gleichberechtigt ist man, wenn man gleichberechtigt agiert und dafür auch so wahrgenommen und geschätzt wird.[/QUOTE]
Ich mache die Intelligenz einer Frau u.a. auch daran fest, ob sie diese Einstellung hat. Smarte Frauen wissen Wichtiges von Lappalien zu trennen und können über solche Auswüchse der Emanzipationsbewegung nur müde lächeln. Für die sind Alice Schwarzer & Co. schon lange über's Ziel hinausgeschossen und teilweise fast zum Feind- denn zum Vorbild geworden.

Apropos Alice Schwarzer.

[QUOTE=PostMortem;284564]
Die Krönung erfährt das, wenn sich unter Spiegel-Online-Berichten Frauen aufregen, dass in Berichten über Fukushima nur über 50 AKW-MitarbeitER geschrieben wird, die gegen den GAU kämpfen.[/QUOTE]
Erinnert mich an die Talkshow-Auftritte der selbstherrlichen Emma - die schafft es, selbst die neutralsten Themen noch auf eine Geschlechterdebatte runterzubrechen. Offenbar hat ihr noch keiner gesagt, dass sich nicht alles um die Befindlichkeiten zwischen Männlein und Weiblein dreht.
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PostMortem
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[QUOTE=Torsten;284565]Ich mache die Intelligenz einer Frau u.a. auch daran fest, ob sie diese Einstellung hat. Smarte Frauen wissen Wichtiges von Lappalien zu trennen und können über solche Auswüchse der Emanzipationsbewegung nur müde lächeln. Für die sind Alice Schwarzer & Co. schon lange über's Ziel hinausgeschossen und teilweise fast zum Feind- denn zum Vorbild geworden.[/QUOTE]

Interessanterweise erkennt man die gleichberechtigten Frauen daran am Besten, dass es dieses Thema mit Ihnen im Grunde gar nicht gibt - nicht etwa weil sie sich dem Manne brav unterordnen, sondern weil Sie einem ganz selbstverständlich einfach auf Augenhöhe begegnen und man(n) gar nicht auf die Idee käme sie irgendwie ungleichberechtigt zu behandeln. Sicherlich haben auch sie manchmal den Eindruck als Frau Nachteile zu haben, z. B. wenn sie in einem männerdominierten Beruf arbeiten und sich immer erstmal beweisen müssen. Aber sie tragen das nicht dauernd als Grund ihres Scheiterns vor sich her oder nehmen es als Grund es erst gar nicht erst zu versuchen. Sie machen es einfach und lassen sich nicht aufhalten. Die Frauen, die immer auf irgendwelchen "innen"-Worten rumreiten, möchten m. E. oft gleichberechtigt werden ohne etwas dafür leisten zu müssen. So funktioniert das aber nicht.

[quote]Erinnert mich an die Talkshow-Auftritte der selbstherrlichen Emma - die schafft es, selbst die neutralsten Themen noch auf eine Geschlechterdebatte runterzubrechen. Offenbar hat ihr noch keiner gesagt, dass sich nicht alles um die Befindlichkeiten zwischen Männlein und Weiblein dreht.[/quote]Selbstherrlich ist das passendste Wort! Diese Frau hat schon vor dem ersten Verhandlungstag den Richterspruch im Kachelmann-Prozess gesprochen und geisselt moderne, selbstständige Frauen als unemanzipiert, nur weil sie den symbolorientierten, überall Phallussymbole sehenden, männerfeindlichen Emma-Firlefanz nicht mitmachen. Sie mag Ihre Verdienste haben. Aber so wie die Grünen in Regierungsverantwortung Realpolitik machen müssen, sollte auch sie sich langsam mal aus ihrer Protestlerinnen-Position herausbewegen. Aber vermutlich hat sie Angst dann überflüssig zu werden, weil andere, emanzipiert groß gewordene Frauen prakrtische Gleichberechtigung besser vorleben können als sie.
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Babooshka
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Eben. Ich fand dieses "StudentInnen" schon immer irgendwie albern, meinetwegen hätte das nicht sein müssen. Was bringt es mir, wenn Frauen separat in der weiblichen Form angesprochen werden, was bringt mir das große I, wenn Frauen auch über 30 Jahre nach Beginn der Frauenbewegung immer noch geringere Gehälter für die gleiche Arbeit beziehen als Männer und wenn Frauen in Chefetagen (oder höheren Positionen allgemein) immer noch recht dünn gesät sind.
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I married myself
I'm very happy together

This time it's gonna last, this time it's gonna last
Forever, forever, forever

Sparks
Die Luftgitarre
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Zu dem "/-innen":

Ich denke, das hatte in den 80ern eine gewisse Berechtigung. Damals gab es ja tatsächlich noch weitverbreitete Zweifel, ob Frauen für bestimmte Berufe wirklich die nötige Nervenstärke oder Rationalität aufbringen könnten, und ob sie nicht zuersteinmal ihren naturgegeben häuslichen Aufgaben nachkommen müssten. Das ist alles noch gar nicht sooo lange her, wie uns das heute vielleicht vorkommt!

Heute, wo es sogar eine Bundeskanzlerin gibt, erscheint mir das "/-innen" (außer vielleicht in Stellenausschreibungen) überflüssig und sperrig.
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