'Schlüsselkind'

Ob der wilde Süden oder der kühle Norden, hier trifft man sich zwischen den großen Treffen
Babooshka
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[QUOTE=Lexi;300037]
Nein, aus NRW. Und da gab es nur 30 Gesamtschulen, wie ich gerade sehe - die standen wohl im Ruhrgebiet.[/QUOTE]

Es gab auch welche z. B. in Düsseldorf. Das weiß ich, weil ich dort eine Freundin hatte, die eine Gesamtschule besuchte. Übrigens eine, auf der man gleichzeitig mit dem Abitur eine Ausbildung zur Fremdsprachensekretärin machte. Ein anderer Bekannter von mir kommt aus der Dortmunder [SIZE=2]Gegend, er[SIZE=2] war auch auf einer Gesamtschule.


[QUOTE]Ach, ich dachte, eine Oberstufe gehört immer dazu - das ist ja komisch.[/QUOTE]

Nein, a priori war die Gesamtschule als Mittelstufenzentrum konzipiert. Die meisten Schüler gingen dann ja auch nach der 10. ab, deshalb war die Oberstufe dann ja so gemütlich. An meiner alten Schule gab es nach meinem Jahrgang noch einen weiteren Abijahrgang und ab da keine Oberstufe mehr.

[QUOTE]Das hört sich doch ganz überzeugend an. Da kannte man dann alle Mitschüler seines Jahrgangs?[/QUOTE]

Nicht alle, nur die, mit denen man mehrere Kurse zusammen hatte. Aber das waren eine Menge Leute und ich fand das eigentlich ziemlich cool. Für einen Schüler, der einen starken Klassenverband braucht, ist das womöglich schwieriger, aber ich fand's gut, mir die Leute aussuchen zu können, mit denen ich mich näher befasste und nicht nur auf die in meiner Klasse beschränkt zu sein. Auf dem Gymnasium kannte man die Leute aus den Parallelklassen oft gar nicht.

[QUOTE]Nur 40, wir waren über 100: Kamen da überhaupt alle Leistungskurse zusammen oder gab es so etwas in Berlin nicht?[/QUOTE]

Doch, na klar. Und nein, es kamen nicht alle Leistungskurse zusammen. Wäre Französisch nicht zustande gekommen, hätte ich nochmals die Schule wechseln müssen.

[/SIZE][/SIZE][QUOTE]Und Du sprichst Latain? Ich war erst auf der Realschule und habe nur die Oberstufe des Gymnasiums erlebt. Wie gruselig ist so etwas eigentlich, ich stelle es mir kompliziert vor. Na immerhin bist Du jetzt nicht hilflos, wenn einmal ein Römer vor der Tür steht.[/QUOTE]

Haha, nee :) Ich habe sogar das Große Latinum, das gab es damals noch. Aber es ist NICHTS davon übriggeblieben. Ich habe Latein sehr leidenschaftslos gelernt. Zwar war ich ganz OK darin, aber Spaß hat es mir nicht gemacht. Der Grammatikteil geht noch, man muss halt viel auswendig lernen. Schwierig wird's dann, die Sprache anzuwenden, sprich alte Werke zu lesen und zu übersetzen.
Zuletzt geändert von Babooshka am Do Jan 01, 1970 1:00 am, insgesamt 0-mal geändert.
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Lexi
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[QUOTE=Babooshka;300038]Wäre Französisch nicht zustande gekommen, hätte ich nochmals die Schule wechseln müssen.[/QUOTE]

Oh, eine gebildete Frau.

[QUOTE=Babooshka;300038]Der Grammatikteil geht noch, man muss halt viel auswendig lernen. Schwierig wird's dann, die Sprache anzuwenden, sprich alte Werke zu lesen und zu übersetzen.[/QUOTE]

Ach?! Ich hätte es genau umgekehrt erwartet. Aber für mich wäre es der Untergang gewesen. Immer nur etwas über blöde Kriegsstrategien lesen, so etwas hätte mich niemals interessiert - oder gibt es neben dem Gallischen Krieg noch etwas anderes auf Latein zu lesen - von Asterix einmal abgesehen?

Aber wie kommt man mit Latein-Kentnissen eigentlich in Italien zurecht. Kann man da so einigermaßen Zeitunglesen und herumstehende Schilder verstehen?
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Kuddel Daddeldu
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ich hatte ebenfalls vier Jahre Latein auf dem Gymnasium-es ist in der Tat ein Schulfach gewesen,wo man reichlich Vokabeln auswendig gelernt hat und mehr oder weniger langweilige Texte in die entsprechende Sprache übersetzt hat.
heute würde ich mich in der 7.Klasse anders entscheiden und als zweite Fremdsprache Französisch lernen,da man die Sprache zumindest auch in der Praxis anwenden kann.
hmm,ich selbst war noch nicht in Italien-ich glaube,daß man einige Worte der italienischen Sprache aber vom lateinischen ableiten kann - wie im übrigen auch die rumänische Sprache.

mal zurück zum hieseigen Thema Schlüsselkind:

ich selbst war kein Schlüsselkind seinerzeit.
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Babooshka
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[QUOTE=Lexi;300054]
Ach?! Ich hätte es genau umgekehrt erwartet. Aber für mich wäre es der Untergang gewesen. Immer nur etwas über blöde Kriegsstrategien lesen, so etwas hätte mich niemals interessiert - oder gibt es neben dem Gallischen Krieg noch etwas anderes auf Latein zu lesen - von Asterix einmal abgesehen?[/QUOTE]

Nö... Gallischer Krieg und Philosophisches. Ich fand's auch eher langweilig. Drum war ich ja so leidenschaftslos in Latein.

[QUOTE] Aber wie kommt man mit Latein-Kentnissen eigentlich in Italien zurecht. Kann man da so einigermaßen Zeitunglesen und herumstehende Schilder verstehen?[/QUOTE]

Nicht wirklich. Ich habe Italienisch komplett auf Französisch aufgebaut, Latein hätte ich dafür überhaupt nicht gebraucht. Wobei einem natürlich die lateinische Herkunft vieler Wörter auffällt, wenn man sowohl Latein als auch romanische Sprachen lernt.
Zuletzt geändert von Babooshka am Do Jan 01, 1970 1:00 am, insgesamt 0-mal geändert.
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Castor Troy
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Ich sehe ja eine Anzeige
im Thread ?:nixweiss:
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Lutz
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[QUOTE=Kuddel Daddeldu;300056]ich hatte ebenfalls vier Jahre Latein auf dem Gymnasium-es ist in der Tat ein Schulfach gewesen,wo man reichlich Vokabeln auswendig gelernt hat und mehr oder weniger langweilige Texte in die entsprechende Sprache übersetzt hat.
heute würde ich mich in der 7.Klasse anders entscheiden und als zweite Fremdsprache Französisch lernen,da man die Sprache zumindest auch in der Praxis anwenden kann.
[/QUOTE]

Hehe - bei mir ist es genau andersrum :D Merde - für mich ist .fr ne tote Sprache - hab ich nie wieder gebraucht - sogar die Sch'tis wurden kongenial übersetzt! ;)
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Lexi
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[QUOTE=Babooshka;300058]Nö... Gallischer Krieg und Philosophisches. Ich fand's auch eher langweilig.[/QUOTE]

Das hört sich nach euren Berichten ja noch öder an, als ich es mir vorgestellt habe. Und ich dachte, ihr kommt jetzt mit. "Ja, der Gallische Krieg ist langweilig, aber es gibt da auch ... und das ist traumhaft schön."

Was ist denn eigentlich am Übersetzen so kompliziert, dass man eigentlich ein extragroßes Latinium bräuchte? Kommen da unbekannte Wörter drin vor, haben sich die Autoren nicht an die Regeln gehalten?
Zuletzt geändert von Lexi am Do Jan 01, 1970 1:00 am, insgesamt 0-mal geändert.
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Lexi
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[QUOTE=Lutz;300080]für mich ist .fr ne tote Sprache - hab ich nie wieder gebraucht[/QUOTE]

Sachen gibt es! Aber meine Phantasie reicht nicht aus, um es mir vorstellen zu können.
Zuletzt geändert von Lexi am Do Jan 01, 1970 1:00 am, insgesamt 0-mal geändert.
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Lutz
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[QUOTE=Lexi;300089]Sachen gibt es! Aber meine Phantasie reicht nicht aus, um es mir vorstellen zu können.[/QUOTE]

Warum? Was genau kannste Dir nicht vorstellen?
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Babooshka
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[QUOTE=Lexi;300088]Das hört sich nach euren Berichten ja noch öder an, als ich es mir vorgestellt habe. Und ich dachte, ihr kommt jetzt mit. "Ja, der Gallische Krieg ist langweilig, aber es gibt da auch ... und das ist traumhaft schön."[/QUOTE]

:rofl:
Naja, es gibt den bereits von dir erwähnten Asterix, aber der wird ja meistens nur zur Zerstreuung eingebracht, und das eine oder andere Philosophische ist sicher interessant, ich habe davon aber nichts mitbekommen im Unterricht. Wir haben Cäsar (den berühmten Krieg halt) und Ovid gelesen, wobei ich mich bei letzterem an nichts mehr erinnere.

[QUOTE]Was ist denn eigentlich am Übersetzen so kompliziert, dass man eigentlich ein extragroßes Latinium bräuchte? Kommen da unbekannte Wörter drin vor, haben sich die Autoren nicht an die Regeln gehalten?[/QUOTE]

Es ist das Anwenden der zuvor erlernten Grammatik auf die Texte. Man braucht wohl eher einen mathematisch-analytischen Verstand dafür denn einen sprachlich-verschwurbelten (wie meiner). So versucht man halt, herauszufinden, welche grammatikalischen Gegebenheiten vorliegen, in welchem Fall sich welches Substantiv und in welcher Form sich welches Verb befindet und worauf sich was bezieht und was es dann letztendlich heißen könnte... ehrlich gesagt, ich habe die ganze Sache nur deshalb mit passabler Note überstanden, weil Latein in großer Konkurrenz zum Fach Darstellendes Spiel stand und unser Lehrer uns versprach: Wer bei Latein bleibt, dem wird soweit geholfen, dass er eine gute Note bekommt. Und ich musste gewissermaßen bei Latein bleiben, weil ich meinen Lehrer, der auch mein Französisch-Leistungskurslehrer und mit dem ich damals schon gut befreundet war, ansonsten sehr verärgert hätte.

Nochmal zum Thema zurück, haben die Schlüsselkinder unserer Generation eigentlich richtig Scheiße gebaut, so allgemein gesehen? Klar, sie waren ein paar Stunden auf sich gestellt und mussten sich mal Essen warm machen, aber meistens hat man dann doch fern gesehen oder ist rausgegangen zu dem Kumpels. Die wenigsten haben doch wirklich Scheiße gebaut und sind Alkohol und Drogen verfallen (--> Christiane F.), und diejenigen, denen das passierte, die hatten allgemein kein gutes Zuhause. Denen wäre das womöglich auch passiert, wenn die Mutter sie nach der Schule zu Hause empfangen hätte; denen ist es trotz Ganztags-Gesamtschule passiert (nochmal --> Christiane F.). Insbesondere in den 70-ern hatte "Schlüsselkind" ja einen ganz bitteren Beigeschmack. Das wurde mitleidig, bedauernd ausgesprochen. Die armen Kinder kamen nach der Schule in ein leeres Zuhause und waren lange Stunden auf sich gestellt. Und die bösen Mütter mussten ja unbedingt arbeiten gehen... wobei es ja auch damals schon Frauen gab, denen einfach nichts anderes übrig blieb, wenn sie nicht zum Sozialamt wollten (auch hier --> Christiane F.), womit sie ihren Kindern dann aber auch wieder kein gutes Vorbild geliefert hätten. Irgendwie konnten es Frauen der Gesellschaft noch nie recht machen...
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