Büroarbeit in den 80ern?

Ob der wilde Süden oder der kühle Norden, hier trifft man sich zwischen den großen Treffen
labosso
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Hallo an alle. Ich bin neu hier! Ich bin Journalist und beschäftige mich derzeit mit dem Alltag in den 80er Jahren. Ich gehe gerade der Frage nach, wie sich eigentlich die Büroarbeit insbesondere durch das Internet verändert hat. Erinnert sich noch jemand gut, wie die Arbeit im Büro in den 80ern im Vergleich zu heute war? Was war anders? Was war besser oder schlechter? Ich würde mich freuen, von Euch zu hören. Ich kam erst ins Büro, als der Netzanschluss schon da war...
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Heiko2609
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Dann mache ich ganz kurz mal den Anfang.

Ich habe immer mal flüchtig Mitte der 80er Einblick in ein Büro einer Stadtverwaltung gehabt, sowie zwischen Wirtschaftsschule und Berufausbildung zum Übergang ein Praktikum in einem Arbeitsamt gemacht.
Zu letzterem kann ich mich in den folgenden Tagen noch mal genauer äußern.

Zu ersterem fallen mir immer die Kalenderbücher ein wo dann bei den einzelnen Wochentagen, die Namen der "Fälle" (war ein städtisches Jugendamt - da eine kreisfreie Stadt) eingetragen waren.
Heute hat man mindestens Outlook Express oder arbeitet vielleicht mit Excel.
In meinem heutigen Bereich Logistik läuft die Ware eh durch, bei Bestandsverwaltung gibt es nichts zu terminieren.
Größere Exportsendungen sind auf Kalenderwochen terminiert.
Tagesaktuelle Bestellungen laufen vom Vertrieb her mit den Daten zu uns und werden kommissioniert und verpackt.


Aber zurück zu ganz oben.
Man hat sich dann immer gefragt, was da für Fälle oder Problematiken dahinter standen.
Die Akten waren in klassichen alten Aktenschränken gelagert.
Typisch waren die Aktenschränke aus braunem Holz, die rolladenmäßig geöffnete worden.
Ein Hersteller von solchen Aktenschränken befand sich regional in Baden-Baden und war die Firma Stolzenberg(Konkurs 1974).


PC Arbeitsplätze gab es in dem Bereich noch nicht, aber ein oder zwei Schreibmaschinen.
Da es ein Gebäude aus dem 19. Jahrhundert war, waren die Räume hoch und der Boden mit Parkettboden belegt.
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lastninja
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LtdBoomer
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Es gab durchaus Büros in den 80ern,die sehr gut ausgestattet waren.Meine Mutter war Personalleiterin bei einer großen (wenn nicht der damals größten)Firma für Nachhilfe und Notenverbesserung...:wink:
Die hatten bereits in jedem Büro Computer auf den Tischen und Zentrale Edv und Telefonanlagen in den Kellern.
Welche das waren,ob bereits Ibm,kann Ich nicht sagen.
Aber einer der beiden Bosse hatte in seinen Büro einen Amiga 1000 und irgentwas mit Apple.
...und er fuhr die geilste Corvette Stingray,die Ich je gesehen hatte.:clap:
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"She Blinded Me With Science"
timosend
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Ich habe 1986 meine Aisbildung bei der Hamburger Verwaltung begonnen, Computer hatte ich damals nicht gesehen. Jedes Büro hatte allerdings eine Schreibmaschine, sogar schon elektrisch. Die Telefone waren Telefone, keine Mini-PC´s wie heute. An diesen Talefonen gabe s ein echtes Highlight, welches bei mir große Augen verursacht hat. Es gab einen Knopf, mit dem man eingehende Anrufe weiterleiten konnte. Sowas kannte ich bis dato gar nicht, zudem diente dieser Knopf zur Kontrolle. Behördengespräche konnten nicht weitergeleitet werden!!! Wenn also jemand anrief und sich als eine Dienststelle ausgab, musste man nur den Knopf drücken. War der Teilnehmer noch in der Leitung, dann stimmte die Angabe.
Ansonsten gab es Akten, Akten, Akten!
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Stefan Rammler
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- Auf dem Schreibtisch stand NICHTS ausser einem Telefon mit Wählscheibe, der Rest war Papier.
- Tipp-Ex (Flüssig) war die Sache, die ich mir am häufigsten bei der Materialausgabe besorgen musste
- Adressen von Massendrucksachen mussten mit einem speziellen Verfahren direkt von der Karteikarte "aufgebügelt" werden.
- Wenn man etwas wissen wollte, musste man rumtelefonieren statt im Internet zu suchen
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Heiko2609
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So kurz aus meinem Praktikum 1988/89 beim Arbeitsamt.

Eine gewisse Zeitlang war ich in der Kindergeldbearbeitung. Es gab in dem betreffenden Arbeitsamt drei Bearbeitungsteams.
Einen Hauptsachbearbeiter und zwei bis drei Sachbearbeiter.
Das Team in dem ich war, war vom Schnitt her das jüngste. Der Leiter war so 28 oder 29, die beiden Vollzeitmitarbeiterinnen 21 bzw. 23.
Die Teilzeitstelle teilten sich vormittags eine Frau in den Vierzigern, mit der es kleinere Konflikte wegen ihres Rauchens gab.
Rauchen wurde damals noch mehr geduldet, aber stieß je nach Kollegen nicht immer auf Verständnis.
Die Nachmittagsschicht dieser Stelle hatte eine Frau von etwa Ende 30.

Die zu bearbeitenden Akten, mussten fallweise bearbeitet werden, z.B wenn Bescheinigungen über weiteren Schulbesuch ab 16, einer Aufnahme einer Berufsausbildung oder eine Immatrikulation für Studiensemester eingereicht werden mussten um sich den weiteren Bezug auf Kindergeld für das betreffende Kind zu sichern.
Oder schlicht bei der Geburt eines Kindes.
Vor der Vollendunng des 16. Lebenjahres wurden die betreffenden Eltern angeschrieben, das wurde auch in der Kindergeldbearbeitung vorbereitet, bevor es in die Schreibstelle kam.

Dies geschah handschriftlich durch Ausfüllen und Beschreiben von Vordrucken und Formularen.
Bescheinigungen wurden den Akten beigeheftet.
Nach Bearbeitung gingen die Akten dann in die zentrale Datenerfassung, wo etwa 6 Arbeitsplätze ausschließlich mit Frauen besetzt waren, auch dort war ich wenn auch etwas kürzer ebenfalls.
In der direkten Nachbarschaft gab es auch die Abteilung die den Schriftverkehr bewältigte, dort durfte ich auch mal kurz hin.
In Maschinenschreiben hatte ich in der Wirtschaftsschule eine mäßige 3. Zum Glück haben wir schon lange das PC-Zeitalter.
Meine Schreibmaschine zu Hause habe ich schon seit Jahren nicht mehr benutzt.

PC-Arbeitsplätze hatten auch die Mitarbeiter in der Registratur(Aktenverwaltung), in der Kosten- und Zahlungstelle und die Bereichsleiter.

Kleiner Ausflug in den Bereich Lager und Logistik.
EDV-Grundkenntnisse oder erweiterte Kenntisse wie SAP Modul Materialwirtschaft/Logistik, ATLAS, waren dort vermutlich noch weniger gefragt als heute. Oder es gab sie so einfach noch nicht.
Den Ausbildungsberuf Fachkraft für Lagerlogistik gab es noch nicht, aber dafür noch den Handelsfachpacker.

Übrigens mancher strebsame Wirtschaftschüler und Wirtschaftsgymnasiast befasste sich sogar mit Programmiersprachen oder Sprache für spezielle Bereiche wie Pascal, CC+ oder der Tabellenkalkulation Multiplan.

Hat letzteres noch jemand kennengelernt?

BASIC hatte damals wohl jeder in dem Bereich gelernt.

Gab es die berufliche Weiterbildung Fachkaufmann für Einkauf und Logistik in den 80er Jahren schon?
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Fatalist
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Ich arbeitete ab 1988 in einem DDR Kombinat. Die Büros wurden neben Schreibmaschinen von Terminals (BS2000) und PCs beherrscht. Letztere waren vorwiegend von Robotron und sie waren nicht vernetzt. Darauf liefen vorwiegend ein SuperCalc Clone, ein dBase clone (REDABAS) und die Textverarbeitung tp. Die meisten Drucker, die ich sah, waren von Epson. Disketten waren rar und teuer und meist aus dem Westen. Ich habe dann recht bald auf dBase und später Clipper entwickelt.
War eine tolle und aufregende Zeit :-)
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Cinderella
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Registriert: Di Dez 04, 2012 5:53 pm

ja, es gab elektrische Schreibmaschine und manche hatten sogar ein "Display" ;)

Computermäßig war IBM glaube ich angesagt, aber eigenen Computer hatten nur wenige

Atari als Firma war noch interessant

Karteikästen waren in der Zeit glaube ich noch gebräuchlich. Also in den Ausbleihbüchereien auf jeden Fall, wenn es galt, ein Buch finden zu wollen :) Das habe ich gerade in schöner Erinnerung. In einem mit Schubladen unterteiltem Holkasten alphabetisch sortiert. Heute wird per Computer nach den Medien gesucht.

RFID Codes werden inzwischen sogar beim Ausleihsystem ersetzt bei immer mehr Büchereien

https://www.google.de/search?q=RFDI+cod ... F-8&oe=UTF-
8&sourceid=ie7&gfe_rd=cr&ei=O-ivVcCCCKmG8Qe__oCoBg&gws_rd=ssl

RFID-Funk gibt es fast überall - im Personalausweis, in Geldnoten, im neuen Pulli (sollte man daheim nach dem Kauf dann herausschneiden) https://de.wikipedia.org/wiki/RFID

Die Schweden spritzen sich ein RFID-Chip sogar selbst unter die Hand (manche) und können damit ihre Bankdaten abfragen Schweden lassen sich RFID-Chips in die Hand einpflanzen | NEOPresse ? Unabhängige Nachrichten

In der Ausleihbücherei wurde beim abgeben und wiederbringen mit dem jeweils geltendem Rückgabestempel bestempelt und es musste ein Zettel im Buch geklebt sein, wo Name und Datum stand :) Alles hinfällig inzwischen.

Und: Telefonbücher waren noch salonfähig :) Es gab Vorwahlverzeichnisse und jede Menge sonstiger Sammelverzeichnisse und Adressbücher und - karteien.
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Lexi
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[QUOTE=Cinderella;312740]Computermäßig war IBM glaube ich angesagt,[/QUOTE]

Original IBM gab es nur in Unternehmen, das war nämlich irrsinnig teuer, also ca. 20 tDM für einen Rechner. Zu Hause ging der Boom um die Jahreswende 83/84 los. Anfänglich war Apple II noch beliebt, aber eigentlich auch nur als Nachbau finanzierbar. Die haben dann den Anschluss verpasst, so dass es dann Atari ST und Commodore Amiga gab, ideal wäre wohl eine Kombination aus beiden gewesen. IBM-Nachbauten kamen dann so ab 88 auf, erst noch 3000 DM teuer, mit Grün- oder Bernsteinmonitor wohlgemerkt, dann so 2000 DM oder 3000 DM in Farbe. Das war schon wahnsinnig teuer, die Dinger konnten ja nicht so viel, Zeichnungen ja, aber noch keine Bilder, bewegte Bilder schon gar nicht. Und nicht mal eine Straßenkarte, MS Encarta kam auch erst viel später.

Ja, in der gemeinen Stadtbib gab es so Schubkästen mit Karteikarten, die mit einer Stange fixiert war. Und da konnte man dann nach Themengebiet und ich glaube alternativ noch nach Titel oder Autor suchen. In den Uni-Bibs gab es Microfiches mitsamt Lesegerät. Diese Lesegeräte waren weit verbreitet, auch für Ersatzteilkataloge und so. Die Suche war schon eine ziemliche Kacke, ich bin sicher, die meisten Besucher sind ans Regal gegangen und haben einfach geguckt, was da so rumsteht.

In Telefonbücher stand ja noch fast jeder drin, mitunter mit Berufsbezeichnung wie Oberpostrat. Nur Prommis und Lehrer konnten sich herausholen. Und Unternehmer mit einer Zweitnummer.
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